Mark Gillespie: Maschinenmann mit Leidenschaft

Sticks werden überbewertet. Schlagzeuger auch. Und eine Band erst recht. Eine Gitarre reicht doch völlig aus. Rhythmisch senkt sich ihr Kopf auf die Drum-Machine und erinnert dabei ein wenig an einen Ölförderturm, während die Saiten dank weiterer Technik auch mal eine Synthi-Färbung annehmen und mit dem eigentlichen Instrument nicht mehr viel Ähnlichkeit haben. Dazu Einspieler aus der Loop-Station (böse Zungen könnten jetzt von Halbplayback sprechen), und schon klingt Mark Gillespie wie ein halbes Dutzend. In der Harmonie hat das wandelnde Ein-Mann-Orchester nun zweieinhalb Stunden lang alle Register gezogen, für viel Spaß gesorgt – und es manchmal doch übertrieben.

Gillespie ist ohne Zweifel ein Meister der Loops, der die Versatzstücke geschickt und mit einem Hang zum Perfektionismus zusammenbastelt. Immer wieder setzt er neu an, korrigiert sich, ändert Einstellungen und schafft es dennoch, das Publikum mit Witz und Leidenschaft bei der Stange zu halten. Jahre als Straßenmusiker haben ihn geprägt, haben ihm exzellente Entertainer-Qualitäten vermittelt – ebenso wie offenbar ein gewisses Bedürfnis nach Eigenständigkeit. Alles läuft über ihn, jeder Ton geht zuerst durch seine Hände. Seine Fans lieben ihn dafür, feiern ihn und erweisen sich als „die besten Klatscher, die ich jemals hatte“, wie Gillespie irgendwann bekennt.

Doch trotz all dieser Technik kann auch der Maschinenmann keine Band ersetzen. So sehr er sich auch bemüht, brauchen manche Songs einfach mehr Dynamik und eine größere Bandbreite, als eine Loop-Machine erzeugen kann. Dies fällt vor allem bei dem Snow-Patrol-Cover „Chasing Cars“ und dem Sting-Hit „It's Probably Me“ auf, die viel zu statisch wirken, dafür aber mit Effekten oder Spielereien zugekleistert werden, die Gillespie eigentlich überhaupt nicht nötig hat. Denn gerade wenn er sich reduziert und sich auf das Wesentliche konzentriert, kommen seine wahren Talente zum Vorschein. Wunderschön etwa das fast schon melancholische „Long Way From Home“ oder auch das druckvolle „Whatever That Means“: Zwar verzichtet Gillespie auch hier nicht völlig auf Loops, setzt sie aber viel gezielter ein und verschwindet nicht unter den akustischen Bits und Bytes, mit denen er sonst jongliert. Manchmal muss man Songs nicht übermäßig kompliziert machen. Ein Mann und eine Gitarre reichen völlig aus.

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