Irgendetwas stimmt hier nicht. Sollte an diesem Abend nicht eigentlich Kabarett zu sehen sein? Oder zumindest eine Chaosgala mit frechen Sprüchen und zündenden Pointen? Mit einem Prix-Pantheon-Teilnehmer, der im vergangenen Jahr zu den Favoriten des Wettbewerbs zählte, sowie einem scharfzüngigen Satiriker, der bereits zusammen mit dem Dauerpessimisten Nico Semmsrott überaus leidenschaftliche Exkursionen in die Tiefen der Gesellschaftskritik unternommen hat? Was für eine Kooperation dies hätte werden können. Doch Till Reiners und Moritz Neumeier, sonst die Tausendsassas der jungen deutschen Kabarett-Szene, werden diesen Erwartungen in ihrem Programm „Schund und Asche“ noch nicht einmal ansatzweise gerecht. Vielmehr mutieren die beiden Hoffnungsträger im Pantheon zu billigen Kopien von Joko und Claas – und bewerfen sich in ihrem Circus Ballaballa lustlos mit verbalen Luftballons.
Schon die Solo-Beiträge wirken unausgereift und improvisiert, aus dem Moment heraus entstanden und dann nicht ausreichend unterfüttert. Selbst der Gast der beiden, Tino Bomelino, wirkt mit seinen derzeit so beliebten absurden Miniaturen und Loop-Machine-Spielereien weitaus frischer, wenn auch noch ein wenig ziellos. Immerhin bringt er frischen Wind in das Programm, das ansonsten zwischen massiver Lethargie und bemüht guter Laune hin und her schwankt. Besonders bitter sind dabei die völlig belanglosen Spielchen, mit denen das Trio die Zeit verplempert: Abstruse Fragen sollen innerhalb von Sekunden beantwortet und die Gedanken des Gegenübers erraten werden, in der Regel mit dem Ziel, den anderen auf möglichst plumpe Weise in die Pfanne zu hauen. Gähn! Langeweile statt Halligalli. Aus diesen intellektuellen Dschungelcamp-Prüfungen führt der Weg dann wieder zu Reiners leider ins Leere laufenden Polemiken und seiner Vaterschaft – letzteres ein im Kabarett längst ausgelutschtes Thema, das aber immerhin noch substanzieller ist als die Neumeierschen Nullnummern, in denen die Worte nur so übereinander stolpern und die ohnehin verstümmelten Pointen restlos unter sich begraben. Was für ein Desaster. „Das ist viel Quatsch und Pipikacka-Humor“, stellt Reiners irgendwann fest. Stimmt. Oder eben „Schund und Asche“. Und darauf kann man letztlich gut verzichten.
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Bernd (Montag, 19 Februar 2024 10:12)
Auch am 17.02.2024 in Bremen genau die gleiche Katastrophe.
Immer noch die gleichen Witze, die gleichen substanzlosen Themen, ebenso vernuschelte Pointen. Allein das Publikum kann (teilweise zumindest) über fast alles lachen.
Ganz gemein auch, dass einzelne Personen des Publikums unfreiwillig mit eingebunden werden und teils übel für Pseudogags missbraucht werden.
Insgesamt 0 Sterne. Auch für die Akustik!
Rausgeschmissenes Geld allemal!