Paddy goes to Holyhead: Folk vom Fass

Wenn die Musik über den Getränkekonsum entscheiden würde, müsste an diesem Donnerstag in der Harmonie jeder im Publikum ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit in der Hand halten und in Richtung Bühne prosten. Immer wieder schallen Whiskeylieder von dort in den Saal, selbst Billy Joels „Piano Man“ hat sich dank der Mithilfe von Paddy goes to Holyhead längst mit dem irischen Lebenswasser angefreundet. Doch so sehr sich das Folk-Trio auch bemüht, das Publikum bleibt eher dem Bier zugetan. Vom Whiskey wird lediglich gesungen. Das aber mit Nachdruck. Und jeder Menge Leidenschaft.

Die Paddies haben im Vergleich zum vergangenen Jahr nichts geändert. Erneut steht ein Akustik-Programm in kleiner Besetzung statt des Folkrocks an, mit dem die Band in den 90ern für Furore gesorgt hatte. Neben Frontmann Paddy Schmidt stehen nur noch Bassist Uwe „Uhu“ Bender und Fiddlerin Almut Ritter auf der Bühne – und die dreizehnjährige Josephine Ohly, die einmal mehr als Gastsängerin die traurige Geschichte der „Molly Malone“ besingen darf. Ohnehin ist die Setliste nahezu identisch mit er von 2016, doch dem Publikum ist das nur recht. Immerhin will es mitsingen, will bei Klassikern wie „Dirty Old Town“ oder „Leaving Of Liverpool“ einstimmen und den Paddies zeigen, dass sie hier unter Freunden sind. Funktioniert bestens. Schade ist allerdings, dass das Trio jedes Mal abbremst, wenn sich die Menge zu Wort meldet, Refrainteile vorsagt und die Lieder dadurch unnötig zäh werden lässt. Zu groß ist wohl die (völlig unbegründete) Angst, dass es Textunsicherheiten gibt. Doch dadurch fehlt mitunter – etwa beim bereits erwähnten „Whiskey Man“ – jenes kleine Quantum Leichtigkeit, das den Folk ausmacht. Andererseits ist das den Fans egal, die selbst bei Paddy-Eigenkompositionen wie „Here's To The People“ oder „Far Away“ mühelos die zentralen Zeilen mitschmettern und damit die Band begeistern.

Zweieinhalb Stunden feiern Paddy goes to Holyhead in der Harmonie. Pady Schmidts charismatischer und charakteristischer Gesang sowie sein zuverlässiges Gitarrenspiel vermischen sich mühelos mit dem soliden Bass von Uhu Bender, während Almut Ritter mit Geige und Konzertina für die Verzierungen sorgt. Bodenständiger, ehrlicher und vor allem ungeheuer unterhaltsamer Folk sorgt für waschechtes Pub-Feeling und dürfte eines sicherstellen: Dass die Paddies wiederkommen. In Bonn sind sie schließlich unter Freunden.

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