Carl Carlton: Eine Lehrstunde in Musikgeschichte

Alles, nur keine Eintönigkeit: Darauf legt Carl Carlton diesmal besonders großen Wert. Der ursprünglich in Ostfriesland geborene Gitarrist, der schon mit Künstlern wie Robert Palmer, Joe Cocker, Eric Burdon und Paul McCartney gearbeitet hat und hierzulande vor allem als Komponist und Produzent von Peter Maffay und Udo Lindenberg bekannt geworden ist, hat sich für sein Konzert in der Harmonie etwas Besonderes überlegt. „Ich will heute Abend Stücke spielen, in denen noch die ursprünglichen afrikanischen Rhythmen zu spüren sind, die Blues und Rock n' Roll geprägt haben“, sagt er.

„Das ist mehr als nur dieses Umpf Umpf Umpf, das die moderne Musik prägt.“ Also legt er los, mäandert durch Country, Rock, Funk und Reggae, greift natürlich immer wieder den klassischen Zwölftakter auf und lässt es sich zwischendurch nicht nehmen, auch die Hintergründe der Stücke zu beleuchten. Somit mutiert das Konzert zu einer Lehrstunde in Musikgeschichte, die zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.

Carlton holt wie üblich weit aus. Bluessänger Leadbelly, der Anfang des 20. Jahrhunderts sowohl durch die Gefängnisse als auch durch die weiße Künstlerszene der 1930er Jahre tingelte, wird ebenso gewürdigt wie der gerade erst verstorbene Chuck Berry oder Reggae-Legende Jimmy Cliff. Ein Cover reiht sich an das nächste, nur ab und zu durchbrochen von Eigenkompositionen des 61-Jährigen, der mit seiner rauchigen, an Rod Stewart erinnernden Stimme in allen Stilen zu Hause ist. Für ein paar Songs holt er zudem seinen guten Freund Theo Spanke auf die Bühne, einen Arzt mit jeder Menge Soul und einigem Talent an den Tasten. Abwechslung ist also da – und mitunter auch tiefgehende Botschaften. „Wir merken derzeit wieder, wie wichtig es ist, aktiv für Freiheit und Demokratie zu kämpfen“, sagt Carlton irgendwann und setzt mit einer grandiosen Interpretation von „Strange Fruit“ ein entsprechendes Zeichen. Klasse. Bitte mehr davon. So macht Lernen Spaß.

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