Ben Poole und King King: Königlich gerockt

Blues muss nicht immer dreckig sein, nicht immer erdig, rau und urtümlich. Manchmal darf der gute alte Zwölftakter auch kristallklar durch den Raum jagen, ist zwar in seiner geschliffenen Form mehr dem Rock zugewandt, aber dadurch nicht weniger gut. Nur eben anders. Welche Höhenflüge auf diese Weise möglich sind, haben jetzt Ben Poole und King King gezeigt, die in der Harmonie mit einem virtuosen Doppelkonzert zu überzeugen wussten. Denn unter der scheinbar zahmen Fassade lauerte noch mehr als genug Wucht, um das Publikum mehr als zufriedenzustellen.

Poole ging als erster auf den Start und konnte es wohl kaum erwarten, loszulegen. Schon eine halbe Stunde vor der Zeit, die bei den meisten Ticketsystemen als Konzertbeginn angegeben war, stand der 29-jährige Gitarrist und Sänger aus Brighton mit seiner Band auf der Bühne und bewies, warum er derzeit als eines der ganz großen Talente der Insel gehandelt wird. Zugegeben, die warme Stimme, die mitunter tatsächlich an den jungen Bryan Adams erinnerte, hätte ruhig noch etwas dominanter sein können, doch das exzellente Gitarrenspiel wog das problemlos auf. Poole zeigte sich innovativ, frisch und unverbraucht, alle Register seines Instruments ziehend, ohne allerdings dabei wie manch anderer Künstler die Soli völlig aus dem Ruder laufen zu lassen. Der Song stand im Mittelpunkt, nicht die Gitarre – ein überaus erfreulicher Ansatz, den übrigens auch King-King-Frontmann Alan Nimmo verfolgte. Zum Glück. Immerhin hat der Kiltträger mit seinem leidenschaftlichen Gesang von 2014 bis 2016 kontinuierlich den British Blues Award erhalten. Wenn Nimmo röhrt, hören auch Könige zu. Lediglich die Schmuserock-Nummer "A Long History Of Love" geriet in der Harmonie etwas zu seicht und zu glatt. So viel Politur verträgt der Blues dann doch nicht. Am Ende wurde aber wieder alles gut, als Poole und King King vereint auf der Bühne standen und sich bei dem jubelnden Publikum mit einer exzellenten Zugabe bedankten.

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