Annett Louisan: „Ich bin heute euer Knubbel“

Der Wandel ist derzeit ein beständiger Begleiter Annett Louisans. Eine neue Tour, neue Songs und ein „kleiner Passagier“ halten die charmante Chanteuse ganz schön auf Trab und sorgen doch offenbar für ein nicht enden wollendes Glücksgefühl. In der Philharmonie Köln, wo sie ihre aktuelle Konzertreise am Veilchendienstag begann, hat die 39-Jährige nun mit der ihr eigenen Mischung aus Pop, Chanson und Liedermachertum auf ihre Weise das Leben gefeiert – und dabei sowohl in sich selbst als auch im Publikum viele Emotionen an die Oberfläche gebracht.

Selbstverständlich steht die Schwangerschaft im Fokus des Abends. „Ich bin heute euer Knubbel“, sagte Annett Louisan in Köln augenzwinkernd mit Blick auf ihre Rundungen (auf das K legte sie übrigens angesichts der am selben Abend anstehenden traditionellen Kölner Brandopfer großen Wert). Und zwar ein mitunter etwas kurzatmiger, vor allem da die quirlige Sängerin doch mal ganz gerne ein wenig mit ihrer nagelneuen Band tanzte oder einen Ausflug ins Publikum unternahm, etwa bei ihrem Hit „Das alles wär' nie passiert“, bei dem sie sich kurzerhand von zwei Herren in den Saal heben ließ und dann fröhlich hechelnd die Stufen der Philharmonie emporkletterte, um ihren Fans ein wenig näher zu sein – was so natürlich und zauberhaft zugleich wirkte, dass ihr die Herzen nur umso schneller zuflogen. So wie immer.

Auch musikalisch blieb Annett Louisan dem ihr eigenen Stil treu. Die Easy-Listening-Pop-Songs mit leichtem Swing, deren verschmitzte Verse die Chanteuse mit elfenhaft-kindlicher Stimme in den Saal hauchte und die die Band gekonnt untermalte, trafen beim Publikum einen Nerv, sorgten für Mitsing-Chöre bei „Drück die 1“ oder „Das Spiel“ und immer wieder für frenetischen Applaus. Die durch die Teilnahme an „Sing meinen Song“ initiierten Coversongs des aktuellen Albums „Berlin, Kapstadt, Prag“ (darunter Rammsteins „Engel“) sowie neue Eigenkompositionen fügten sich darin nahtlos ein, obwohl sie zum Teil tiefer und komplexer sind als jemals zuvor. Eindringlich etwa die Ballade „Meine Kleine“, inspiriert durch Briefe, die Annett Louisan über die Jahre von ihrer Mutter bekommen hat; derweil überzeugte „Belmondo“ mit einem exquisiten Arrangement und unerwarteten Klangmustern, die Annett Louisan hervorragend stehen. „Eigentlich wollte ich ja schon mit einem kompletten neuen Album auf Tour gehen“, erklärte die Sängerin. „Aber das Leben ist dazwischen gekommen“. Und bei aller Liebe zur Musik: Etwas Schöneres hätte nicht passieren können.

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