Kings of Leon: Ein Vorhang und drei Akte

Das Publikum tobt. Natürlich. Mehr als 15.000 Besucher in der Lanxess Arena jubeln den Kings of Leon frenetisch zu, wollen mehr von dem blaublütigen Rock, feiern die drei Brüder Followill und ihren Cousin gleichen Nachnamens beim Auftakt ihrer Europatournee mit all den so klischeehaften Manierismen. Arme winken, Kleidungsstücke fliegen, glänzende Augen und noch stärker leuchtende Handys strahlen scheinwerfergleich in Richtung der Bühne, während das US-Quartett mit „Sex On Fire“ einen seiner größten Hits spielt.

Es sind Zeichen der Zuneigung, unterschwellig aber auch Versuche der Masse, zu den Kings durchzudringen, die im ersten Drittel des Konzerts meist nur als unnahbare Schattenrisse sichtbar sind, wahlweise in rotem oder blauem Licht ertränkt und auf jeglichen Versuch verzichtend, Kontakt zu ihren Fans aufzunehmen. Andererseits, warum sollten sie? Die Begeisterung im Publikum belegt, dass es auch mit Distanz und Abgebrühtheit geht, wenn nur die Musik stimmt. Oder zumindest die Idee derselben.

Tatsächlich scheint jedoch selbst dieses Merkmal auf den zweiten Blick nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Der unglaublich blecherne Sound ist auf jeden Fall kein Qualitätsmerkmal, ebenso wenig wie der Gesang von Frontmann Caleb, der entweder schmerzhaft grell durch die Boxen kommt oder aber von den Instrumenten geplättet wird. Schon seltsam: Da wird eine gigantische Technik aufgefahren, nur um dafür zu sorgen, dass die Band, die hier in Köln das im Oktober erschienene siebte Album „Walls“ vorstellt, zunächst einmal viel schlechter klingt, als sie eigentlich spielt. Und so ist es denn auch eine Erleichterung, als dieser erste Akt zu Ende ist, der rote Vorhang der Bühne sich erneut senkt und Caleb für ein kleines Akustik-Set alleine zurückbleibt. Endlich kommt einmal seine kratzende Stimme richtig zur Geltung, auch weil die Mischung aus modernem Liedermachertum und Southern Rock ihm gut zu Gesicht steht. Ein mehr ruraler denn urbaner Stil, der sich aber angenehm abhebt von dem pompösen Klangbrei zuvor. Als bei „Comeback Story“ dann auch die anderen Followills einstimmen, wird es noch besser. Bis schließlich Caleb, zumindest optisch wieder alleine (hinter dem Vorhang spielt die Band schon leise mit), den Startschuss für den dritten Akt gibt. „When the walls come down“, singt er, während sich dazu kontrastierend der Vorhang hebt und die Lichtbatterien die Halle fluten.

 

Keine Frage, auf Dramaturgie verstehen sich die Kings of Leon. Auf gute Musik auch, zumindest wenn Technik und Akustik sie lassen. Jetzt legen sie auf jeden Fall so richtig los, sind auch weitaus abwechslungsreicher und differenzierter als vor der Zäsur durch das brillante Akustik-Intermezzo. Hymnen wie „On Call“ stehen neben Titeln wie „Closer“, die sich eher am New Wave orientieren, dann wieder kommt harter Rock in Form von „Crawl“, bei dem endlich auch mal Gitarrist Matthew ein kleines Solo darbieten kann. Und natürlich das dreifach Grammy-prämierte „Use Somebody“, bei dem wieder die gesamte Halle einstimmt. Zugegeben, sonderlich überraschend ist das alles nur bedingt, dafür sind die Kings of Leon weiterhin zu vorhersehbar. Aber zumindest ist die Klangqualität etwas besser geworden. Und der Jubel der Fans noch lauter.

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