John Doyle: Der Beckenbodensatz des Humors

Das soll also Stand-Up-Comedy sein: Ein 53-jähriger US-Amerikaner mit der Tendenz, jede Aussage in bester Mario-Barth-Manier (aber ohne dessen Dynamik) dreimal zu wiederholen, erzählt abwechselnd von seiner Morgenlatte und seinen inneren Hämorriden, erinnert sich an seine Sprach-Lehrstunden in der Telefonsex-Hotline samt des enthusiastischen Durchdeklinierens des Verbs „lecken“ und erfreut sich am „Strammen Max mit zwei Eiern“, für ihn der Beweis des erotischen Potenzials des Deutschen. Ah ja. Peinlicher geht’s wohl nicht mehr.

Mit diesem "Voll der Stress" genannten Humor-Konglomerat auf Beckenbodensatz-Niveau stellt der in Köln wohnende Komiker John Doyle auf jeden Fall den Rekord für den mit Abstand schlechtesten Pantheon-Auftritt der vergangenen Jahre auf, eine Art Dschungelcamp-Äquivalent der deutschen Kabarett- und Comedy-Szene ohne Sinn und Verstand. Zugegeben, derb sind auch andere Künstler, vor allem jene aus dem Dunstkreis gewisser privater Fernsehsender – aber dennoch würden die meisten von ihnen Sprüche wie „Ich hab nen Kumpel aus Afrika, der ist sehr dunkel, der ist sehr schwarz“ nur mit einem deutlichen Augenzwinkern äußern. Nicht so Doyle. Der reagiert höchstens mit einem Achselzucken. Gut, er meint es ja nicht böse, aber wer derart unbedarft durch die Comedy-Welt torkelt, dass er solche Kommentare für unterhaltsam hält, hat irgendetwas nicht verstanden. Dieser Verdacht erhärtet sich dadurch, dass Doyle sich ansonsten fast ausschließlich um Reproduktions- und Ausscheidungsvorgänge kümmert und einen Spaß daraus macht, alles sagen zu dürfen, ohne von der Bühne gezerrt zu werden. Was in diesem Fall allerdings die beste Option gewesen wäre.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0