„Die Geisterkomödie“: Schabernack mit Spukgestalten

Was für ein Chaos! Da lässt man einmal ein berühmtes Medium in sein Haus, und schon wird aus dem trauten Eheleben eine wilde, halb-astrale ménage à trois. Denn mit dem Erscheinen der verstorbenen ersten Frau des Schriftstellers Charles Condomine (Steffen Laube) gerät in der „Geisterkomödie“ von Noël Coward, die das Kleine Theater Bad Godesberg jetzt in der Inszenierung von Constanze Jungnickel präsentiert, alles aus den Fugen. Während Charles, der die spukende Elvira (Nicole Kleine) als Einziger sehen und hören kann, sich nach einem ersten Schrecken mit der Situation arrangiert und sie bis zu einem gewissen Punkt sogar genießt, ist seine lebendige Gattin Ruth (Aurélie Thépaut) alles andere als begeistert von der für sie unsichtbaren Gespenster-Konkurrenz. Doch eine einfache Lösung gibt es nicht – und dann eskaliert auch noch das Geschehen.

Das Kleine Theater bringt nun den West-End-Klassiker, mit dem niemand geringeres als Margaret Rutherford 1941 ihren Durchbruch zementierte, in bester Boulevard-Manier auf die Bühne: Bewusst überzeichnet, ohne dabei schrill zu wirken, leicht und temporeich entwickelt sich das Geschehen im Condomine-Haushalt. Besonders Steffen Laube gelingt es hervorragend, die Balance zwischen gekünsteltem Habitus und authentisch wirkenden Sprechmustern zu wahren – eine Kunst, die nicht jeder auf der Bühne gleichermaßen beherrscht. Andererseits verzeiht das Stück derartige Schwächen ohne weiteres, zumal gewisse übertriebene Manierismen ohnehin zu den Figuren gehören. Wenn etwa Gunhild Brancharts Madame Arcati durch ihre großen Gesten und ihren belehrenden Tonfall nicht nur bei ihren Gastgebern für eine Mischung aus Stöhnen und Amüsement sorgt, ist dies durchaus beabsichtigt, auch wenn eine etwas stärkere Differenziertheit der Rolle sicherlich gut getan hätte. Gleiches gilt für Violet Bradman (Julia Kiefer), deren Relevanz als mal exaltiert kichernde und dann wieder interessiert agierende Freundin der Familie mitunter in Frage zu stellen ist; ihr Mann (Marcel Höfs) erhält als Arzt und bekennender Skeptiker für alles Übernatürliche schon weitaus mehr Kontur. Sehr schön derweil der Kontrast zwischen der eher konservativen Ruth und der lebenshungrigen, in einem 80er-Jahre-Disco-Outfit schillernden Elvira, den Aurélie Thépaut und Nicole Kleine dezidiert herausarbeiten, von Minute zu Minute stärker werdend und in die Rolle hineinwachsend. Und dann wäre da noch das dauer-verwirrte und verpeilte Dienstmädchen Edith, das die charmante Mariyama Ebel mit jeder Menge Schwung spielt und deren Rolle wichtiger ist, als es zunächst den Anschein hat.

Insgesamt erweist sich „Die Geisterkomödie“ als erfreulich leichte, intelligent geschriebene und souverän in Szene gesetzte Unterhaltung, die zwar durchaus noch ein wenig Luft nach oben aufweist, aber bereits jetzt zu zünden versteht. Vor allem das Spiel von Laube und Kleine ist sehenswert, auf den Punkt und von einer bemerkenswerten Spielfreude erfüllt, doch auch die anderen Darsteller liefern und sorgen so für einen überaus unterhaltsamen Abend. Langweilig wird einem auf jeden Fall nicht – und das ist letztlich die Hauptsache.

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