BonnVoice: Weihnachtslieder mal anders

Stimmlich gesehen gibt es derzeit in Stadt und Region wohl kaum einen besseren Chor als BonnVoice. Das Vokalensemble um Dirigent Tono Wissing begeistert immer wieder mit einem perfekten, reinen Klang und Arrangements auf höchstem Niveau, die es scheinbar mühelos erklingen lässt. Bei ihrem Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche stellte BonnVoice dies einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis: Ein atemberaubendes „Wir sagen euch an“ mit phänomenaler Dynamik oder ein starkes „Es kommt ein Schiff geladen“ sorgten in dem Gotteshaus für Gänsehaut-Momente.

Was will man also mehr? Nun, vielleicht ein bisschen mehr Drive. Energie, die von der Seele in den Körper fließt. Bei aller Besinnlichkeit ließ BonnVoice dies gerade dann vermissen, wenn modernere Lieder erklangen. Natürlich ist es erfreulich, wenn neben den hinlänglich bekannten Klassikern wie „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Leise rieselt der Schnee“ (letzteres von einer kleinen Gruppe in einer seltsam geswingten Version dargeboten, in der der Rhythmus der Männerstimmen leider den des Textes störte) auch neue Verse Eingang in die Adventszeit finden. Und natürlich bietet es sich an, dann als a-cappella-Formation auf entsprechendes Material von einem renommierten Ensemble wie Maybebop zurückzugreifen – doch was ein Quartett mit stark komödiantischen Zügen augenzwinkernd auf eine Kleinkunstbühne zu bringen vermag, ist selbst für einen so hervorragenden Chor wie BonnVoice nicht ohne weiteres zu imitieren. Vor allem „Adventskalender im September“ zeigte dies besonders deutlich: Der einsame Beatboxer ging unter, während die restlichen Sänger zu sehr in einem Choral-Stil verharrten, der im Widerspruch zu den vermeintlich kecken Zeilen stand. Mehr Biss wäre hier angebracht gewesen, mehr Impulse nach vorne. Und vielleicht eine ordentliche Portion Verrücktheit. Doch BonnVoice wollte, zumindest bei diesem Weihnachtskonzert, eben lieb sein. Und blieb letztlich zu brav.

So oblag es denn den bereits erwähnten traditionellen Weihnachtsliedern, Ohren und Herzen zu öffnen. Meisterhaft gesetzt und ebenso intoniert waren sie die Höhepunkte des etwa anderthalbstündigen Konzerts, das das Publikum immer wieder mit kräftigem Applaus honorierte. Keine Frage, als Klangkörper agiert BonnVoice auf einem überaus hohen Niveau. Wenn es dem Chor nun noch gelänge, die perfekte Intonation mit ein wenig zusätzlichem Schwung zu verbinden, wäre er endgültig in der Oberliga angekommen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Paul Baumann (Dienstag, 08 Januar 2019 10:07)

    Unsere Kritik aus der Ferne:

    Hallo, Ihr SiegerInnen und Sieger:
    Glückwunsch aus Gelsenkirchen...etwas spät, verspätet und
    deshalb vielleicht doch noch ein bisschen "anders" wertvoll,
    als direkt nach dem unglaublichen Sieg gesendet:
    DANKE & es war hörbar GUT!

    GLÜCKWUNSCH von Heike Niedbala & Paul Baumann
    aus Gelsenkirchen - inmitten einer einstmaligen "Chorgesangs-
    Stadt", die dies aus verschiedenen Gründen dies nicht mehr ist,
    ein wirkliches "dickes" Lob!!

    Ich, Paul, am 3.3.46 in Bonn-Kessenich im "Klösterchen" geboren,Mutter aus
    dem Saarland, der Vater Kind von Eltern aus dem Erzgebirge in Bonn gebo-
    ren aber des Platt nicht mächtig, evangelisch inmitten des rheinisch-Katholi-
    schen, des wirklich "bönnschen Dialekts" unfähig, über 20 Jahre zuständig ge-
    wesen für die Förderung der Freien Kultur in der Stadt Gelsenkirchen, wie aber
    auch Veranstalter von vielfältigen Konzerten u.a. auch diversen Jazz-Reihungen...
    will sagen, ich hab (noch) Ohren die hören können...und die habe etwas so
    noch nie Gehörtes hören dürfen!!!!

    Und dann, vor dem Fernseher, ich/wir keine wirklichen Chorgesangs-Zuhörer,
    haben rumgezappt und sind "hineingeraten in: "Die Gedanken sind frei..."
    und mir/uns sind die Tränen gelaufen...wir waren zutiefst berührt...wurden
    in unserer Seele getroffen, waren betroffen...hatten dann Probleme mit dieser
    Jury...dieses Getue...dieses Blabla...warum und wie Chorwettbewerb??
    Wie kann man Chöre miteinander vergleichen, die allein wegen ihrer Größe und und
    ...mehr als verschieden sind...??

    Dann, ein Weihnachtslied...ein ganz neues, ein wunderbares, ja ungewohntes,
    so noch nie gehörtes Lied. Es ging auch um Verstehbarkeit, um Silben-Verstehen
    und und...

    Ich mit Hörgerät in einem Ohr...meine Frau neben mir...sie fängt an zu jubeln, diese
    Worte, dieses Infragestellen...ein Weihnachtslied, ganz anders...im Wettbewerb
    mit den anderen Liedern der anderen zwei Chöre..., das kann nicht gut gehen, mit
    solch einem Lied - völlig vorbei am Publikums-Mainstream: wie soll mit dieser Aus-
    wahl gewonnen werden??!!

    Und dann der Chor aus Aachen - in höchsten Tönen von der Jury – als Siegerchor
    ausgerufen...vor allen Dingen haben die ein Weihnachtslied voll im Trend der
    Weihnachtsseligkeiten - das Publikum wird...!!
    Und dann...

    ...noch jetzt, im Erinnern und Aufschreiben...es klingt so wunderbar: Ja es ist ein
    WUNDER "Bonn-Voice" wurde vom Publikum als bester NRW-Chor gekürt: zu RECHT!

    ...immer noch, man nennt es neudeutsch "Nachhaltigkeit", immer noch ist das Echo
    in uns "Die Gedanken sind frei..."und das in der heutigen Zeit, so ein altes "deutsches"
    Lied, klingt wundersam im Kopf...setzen Gedanken/Assoziationen frei...
    "Fahrenheit 451" und die Aktualität von Überwachungen, von Daten-Aushorchung, von
    Daten-Klau...um die Menschen in eine Total-Überwachung zu bringen, weil die Politik,
    Arm in Arm mit den wirklichen Mächtigen in der Welt zum "Ausverkauf" der Freiheit
    kommen will, weil alles dann nur noch sicher - alles soll total nur noch sicher sein...
    und darüber singt es auf wundersame Weise und ganz aktuell: "Die Gedanken sind frei..."
    noch...wie lange noch...?

    Es singt in mir...als Immi-Bonner bin ich stolz auf diesen wunderbaren Chor aus
    Bonn - wo inzwischen meine beiden Töchter mit ihren Kindern wohnen und leben.

    BONN-Voice: SUPER!!