Es ist eine Zeit des Wandels. Selbst für New Model Army. Doch während die bevorstehenden Veränderungen in den meisten Fällen Angst machen, gehören sie bei der Independent-Legenden einfach dazu. Mehr noch, sie bilden eine zentrale Konstante im Wirken der Band um Frontmann Justin Sullivan, diesem Punk-Schamanen mit der unbändigen Wortgewalt eines Blizzards und dem nötigen Feuer, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken. In solche, auf die man sich trotz aller Neuerungen immer verlassen kann. Der Sound und auch die Besetzung mögen sich mitunter ändern, doch der Kern der Army bleibt. Ebenso wie gewisse liebgewonnene Traditionen, zu denen auch das alljährliche Weihnachtskonzert im Kölner Palladium gehört.
Natürlich wird es wieder ein langer Abend. Auch das ist normal. Neben der belgischen Indie-Band Douglas Firs stehen im Vorprogramm mit der deutschen Band Abwärts um den Ärzte-Bassist Rodrigo González echte Punk-Veteranen auf der Bühne. Erst kurz vor 22 Uhr kommt die Army und legt gleich richtig los. Immer wieder ertönen Klassiker wie „White Light“ oder „Bad Old World“, auch wenn Sullivan und seine Jünger mit Vorliebe die eher unbekannteren Songs aus der Mottenkiste kramen – oder eben die Titel des neuen Albums „Winter“ in die Halle hämmern. Diese heben sich spürbar vom Vorgänger „Between Dog and Wolf“ ab, sind rauer, düsterer, wütender, können nicht mehr so frei atmen und treffen vielleicht gerade deswegen einen Nerv. Denn auch wenn Sullivan gerne betont, dass New Model Army keine politische Formation ist, schwingen Flüchtlingskrise, Brexit und andere aktuelle Geschehnisse doch permanent mit. Selbst der Hit „51st State“, den die Band seit Ewigkeiten nicht mehr in Köln gespielt hat und der von den Fans umso begeisterter gefeiert wird, erklingt mit Blick auf die Situation in den USA nicht ohne Grund. So geht es bis Mitternacht weiter, mit einer Zugabe nach der nächsten. Typisch New Model Army. Immer wieder anders. Und immer wieder gut.
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