Wenn der kleine Bär und der kleine Tiger eine Reise tun, dann haben sie was zu erzählen. Vor allem dann, wenn diese in das Land führt, das angeblich von oben bis unten nach Bananen duftet (und für einige Kinder sogar eine leichte Nutella-Note aufweist). Im Kuppelsaal der Thalia-Buchhandlung, der seit einiger Zeit als Studiobühne des Jungen Theaters Bonn fungiert, haben die beiden Schauspieler Frank Musekamp (Bär) und Stefan Merten (Tiger) nun zusammen mit der Tigerente die beliebten Figuren von Janosch und deren Abenteuer auf die Bühne gebracht – und damit kleine und große Kinder verzückt.
Auf große Bühnenaufbauten verzichtet das Junge Theater ganz bewusst. Wozu auch? Alles, was man braucht, ist ein wenig Fantasie. Und ein paar überdimensionale Bauklötze, die wahlweise ein
heimeliges Haus, ein Boot oder einen Wegweiser bilden können. „Man muss mit den geringsten Mitteln das größte Ergebnis erreichen“, hat Janosch mal als Credo ausgegeben – und genau daran halten
sich Musekamp und Mertens. Allerdings hat ihnen Regisseurin Anja Schöne noch eine Rahmenhandlung hinzugedichtet, die zwar ein überaus unterhaltsames Maskenspiel erlaubt, zugleich aber auch ein
wenig die Magie des Originals vermissen lässt. Zumindest am Anfang, als der reiselustige Björn (Musekamp) sich noch mit dem Tierthema seines besten Freundes Titus (Mertens) schwer tut und lieber
den Oberdoppeldreifach-Looping üben möchte, als ruhig zu Hause zu bleiben. Nach und nach werden die beiden Jungen und mit ihnen das Publikum aber in die Geschichte hineingezogen, die vor allem
durch die anderen Figuren, auf die Bär und Tiger treffen, an Substanz gewinnt.
Für die ständigen Wechsel der Charaktere hat sich das Ensemble etwas ebenso Einfaches wie Schönes einfallen lassen: Schlichte Masken, aus handelsüblichen Papptellern gebastelt, reichen völlig
aus, um eine ganze Menagerie auf die Bühne zu bringen. Da ist die piepsige Panamaus, der alte Fuchs mit seiner schnatternden Gans („Das ist mir zu brutal“, beschwert sich allerdings Titus), die
herrliche Blues-Kuh, der ebenso überdrehte wie ängstliche Hase und der mit Berliner Schnauze sprechende Igel. Musekamp und Mertens schlüpfen mit charmanter Unschuld in all diese Rollen, dazu
immer wieder Kinderlieder singend, in die das Publikum allerdings nur zögerlich einstimmt. Da hätte trotz mancher Bemühungen in die richtige Richtung ein wenig mehr Animation durchaus gut
getan.
Letztlich bringt die JTB-Inszenierung von „Oh wie schön ist Panama“ dennoch viel Vergnügen für die jungen Besucher (das Stück ist für Zuschauer ab drei Jahren geeignet). Gut, die Rückkehr zum
alten Haus von Bär und Tiger und die daraus resultierende Botschaft Janoschs, dass man nach einer Reise das eigene Heim mitunter viel schöner findet als zuvor, geht aufgrund der Klötzchenbühne
ein wenig verloren und muss durch die Rahmenhandlung explizit aufgelöst werden, ansonsten aber versprüht die einstündige Inszenierung dank zweier liebevoller Schauspieler, die das Kindliche in
sich bewahrt zu haben scheinen, einen bemerkenswerten Charme. Man braucht eben nur ein wenig Fantasie, eine Vision von vielen Bananen – und natürlich eine Tigerente.
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