Peter Schilling: Höhen und Tiefen eines Pop-Astronauten

Ab und zu darf man auch mal völlig losgelöst sein und träumen. Etwa von Auftritten in der Lanxess Arena. In fünf Jahren will Peter Schilling, so gesteht er augenzwinkernd, die großen Hallen füllen, will mit Hilfe von „Major Tom“ sowie einiger neuer Songs durchstarten und die Menschen wieder so verzaubern wie zuletzt vor 32 Jahren. Gut, möglich ist alles, zumal viele an ein grundsätzliches Comeback des NDW-Stars schon nicht mehr geglaubt haben. Peter Schilling, das stand einige Jahre lang für Auftritte auf Ü30-Partys und in Kaufhäusern zu Halb-Playback, danach für Männer-Ratgeber mit Titeln wie „Lustfaktor-Wellness“. Doch eine ausgiebige Tour mit neuem Album? Galt selbst für Hardcore-Fans lange Zeit als utopisch. Jetzt hat Schilling genau das getan und sich damit einen Traum erfüllt – doch nach einem Auftritt in der Harmonie ist klar, dass ein erneuter Höhenflug äußerst unwahrscheinlich ist.

Dabei würde man es dem 60-Jährigen durchaus gönnen, wenn er noch einmal auf der Welle reiten könnte. Er, der es wirklich nicht immer leicht gehabt hat, der Höhen und Tiefen der Musiker-Daseins erlebt hat, zeigt keine Spur von Verbitterung, gibt sich stattdessen volksnah und ungemein sympathisch. Als Botschafter des Kinderschutzbundes holt er vier (nur bedingt euphorische) Kids auf die Bühne, um mit ihnen seinen Song „Sonne, Mond und Sterne“ zu präsentieren, als Mann mit Gefühlen singt er ein zugegebenermaßen schlagermäßiges Liebeslied, mit dessen Tantiemen, so scherzt Schilling, er hinterher die Scheidung bezahlt habe. Allein, das kann nicht die stimmlichen Schwächen verdecken, die im Laufe des zweistündigen Konzerts immer deutlicher zu Tage treten. Während am Anfang, bei „Fehler im System“ oder „Die Wüste lebt“, Spannung und Energie noch alles im Lot halten, offenbart sich zunehmend, dass die Töne einfach nicht sitzen, vor allem nicht in den Höhen, in die sich Schilling immer wieder emporschwingt. Richtig bitter wird es, als er seine spielfreudige und überaus zuverlässige Band wegschickt, die ihm normalerweise den Rücken stärkt, und sich mit der Akustikgitarre an ein paar Cover-Songs versucht. „Mrs. Robinson“, „Sounds of Silence“ - und ausgerechnet „Heroes“ von David Bowie, das selbst mit den zurückeilenden Begleitmusikern in einem lieblos dahingerockten Desaster endet. Den Fans ist das allerdings egal. Sie bejubeln jeden Song, selbst die eher schwachen Titel des neuen Albums "DNA", stimmen überaus textsicher bei „Terra Titanic“ ein und feiner natürlich ganz am Ende die legendäre Astronauten-Hymne „Major Tom“. Und Schilling? Schaut nach oben, zu den Sternen. Und darf zumindest träumen.

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