Einfach mal was Neues erfahren – dieser Wunsch hat Aline Frazão auf ihrem dritten Album „Insular“ angetrieben und die Angolanerin in den Norden geführt, auf eine kleine Insel der inneren Hebriden. Dort hat sie einen neuen Klang gefunden, einen experimentelleren, jazzigen, magischen Sound, den sie nun bei ihrem ersten Bonner Konzert in den Saal der Harmonie entlassen hat. Und obwohl ihre westafrikanische Heimat sowie Portugal und Spanien, wo sich Frazão zu Hause fühlt, in den neuen Stücken der charmanten 28-Jährigen lediglich als Echos mitschwingen, verfügen die vertonten Geschichten und Gedichte dank des hypnotischen, immer wieder zum Tanzen animierenden Rhythmus und der warmen, weichen Stimme der Sängerin über eine einzigartige Anziehungskraft.
Wie lässt sich Frazãos Musik beschreiben? Als Weltmusik-Liedermaching mit jeder Menge Energie? Als rockender Jazz über in Töne gefassten Zaubersprüchen? Als Latin-Rock mit afrikanischen Wurzeln? All das trifft irgendwie zu und reicht doch nicht einmal annähernd. Mal locker-fluffig groovend, dann wieder balladesk verzaubernd oder intensiv nach vorne preschend, mit „Ocean Vibes“, mystisch hallendem Gesang und vor allem brillantem Spiel der restlichen Band erfreut das Konzert durch seine Vielschichtigkeit; mitunter windet sich gar ein Semba-Rhythmus, der von einigen als Vorform des brasilianischen Sambas bezeichnet wird, durch das Klang-Geflecht, über dem sich die Texte aufschichten, die Frazão mitunter von angolanischen Dichtern übernommen hat oder für die sie sich in einem Fall von einer Kurzgeschichte des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago inspirieren ließ. Ein poetischer Auftritt. Und auf jeden Fall ein wunderschöner.
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