Florian Schroeder: Alles eine Frage der Wahl

Ständig diese Fragen: Brötchen mit Käse oder doch lieber mit Wurst, Shampoos gegen Schuppen oder für mehr Glanz (und mit oder ohne Koffein), Wasser mit Apfel-, Birne-, Maracuja- oder Guaven-Geschmack, SPD, CDU, Grüne oder Linke. Viel zu viele Optionen! Die überfordern uns! Das behauptet zumindest Florian Schroeder, der mit seinem Programm „Entscheidet Euch“ ins Pantheon gekommen ist und nun fröhlich die soziologischen und psychologischen Motive hinter diesem Chaos zu ergründen versucht. Denn irgendetwas stimmt mit dem menschlichen Wahlverhalten definitiv nicht, wie ein Blick in die USA nur allzu deutlich beweist. Dort haben Emotionen, vor allem Angst und Hass, über den Verstand gesiegt – und das, so zeigt Schroeders zwischen Kabarett und Erklärstück beständig schwankende Präsentation, passiert eigentlich täglich in großen wie kleinen Dingen. Mitunter mit schwerwiegenden Folgen.

Je größer die Wahlmöglichkeiten, desto mehr muss der Mensch vergleichen, zeigt Schroeder auf. Und das ist Arbeit. Arbeit, die sich keiner machen will, schon gar nicht dann, wenn die Objekte der Begierde schlichtweg zu kompliziert geworden sind, um sie vollständig zu erfassen. Computer etwa. Geldanlagen. Oder Parteiprogramme. Da ist man über jede Vereinfachung dankbar, ob sie nun mit offensiver Werbung einhergeht („Seitenbacher!“), vor populistischen Aussagen nur so strotzt oder kurzerhand als alternativlos angeprangert wird. Doch da macht der 37-Jährige nicht mit: Schroeder will aufklären, will einen Ausweg aus jenem Labyrinth der Entscheidungen zeigen oder zumindest ein paar Werkzeuge zur Verfügung stellen, mit denen man sich einigermaßen orientieren kann. Dabei strauchelt er allerdings mitunter über die eigenen Pauschalisierungen: So verachtet er kategorisch alle Online-Kommentatoren, sei es bei Produktbewertungen oder Diskussionen unter Nachrichtenartikeln, und verleugnet damit die offene Diskussionskultur, die sich abseits der Trolle und Poser ab und zu dann doch mal durchsetzen kann; seine Aussage, das Veröffentlichen derartiger Beiträge habe „mit Meinungsfreiheit nichts zu tun“, ist sogar ein peinlicher Widerspruch in sich. Auch über den Satz „Ängste müssen nicht ernst genommen, sondern überwunden werden“ ließe sich im richtigen Rahmen trefflich streiten. Andererseits trifft er oft genug ins Schwarze, lässt aus diversen Worthülsen geschickt die Luft entweichen, sagt lieber der Fischgräte als dem Islam den Kampf an oder setzt angesichts der faulen, in seltsamen Zungen herumkrakelenden und einem das Geld aus der Tasche ziehenden Neugeborenen gleich auf die stärkste Form der Satire. Das Publikum entscheidet sich am Ende daher auch für herzlichen Applaus. Das Programm scheint somit gewirkt zu haben.

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