Dave Davis: Farbenfrohe Premiere

Es war ein bemerkenswerter Kraftakt: Mehr als 4000 Arbeitsstunden hat das Team des Pantheon zusammen mit freiwilligen Helfern in den vergangenen Wochen in die Halle Beuel investiert, hat geschwitzt, geschraubt, gesägt, gebetet und geflucht, um auf dem ehemaligen Schauspielgelände eine neue Heimat für den großen Kleinkunsttempel zu schaffen. Am vergangenen Donnerstag zeigte sich, dass sich der Aufwand gelohnt hat – bei der Premiere des vierten Programms von Dave Davis, der damit (nachdem der Auftritt von Gerd Dudenhöffer auf den 4. April 2017 verschoben werden musste) als erster Künstler in den umgebauten Räumlichkeiten auftreten durfte, erstrahlten diese in neuem Glanz. Auch wenn noch nicht alles fertiggestellt worden war, ließ sich schon erahnen, welches Potenzial auf der „Schäl Sick“ verborgen liegt. Und welche Herausforderungen.

Da die ursprünglich geplante große Sanierung der Halle ja aufgrund des herrschenden Termindrucks nach der endgültigen Einigung zwischen Stadt und Pantheon verschoben werden musste, haben Theaterchef Rainer Pause, die Künstlerische Leiterin Martina Steimer und ihre engagierten Mitarbeiter improvisieren müssen. Das ist ihnen allerdings meisterhaft gelungen. Kronleuchter über der Theke funkelten, die Bühne leuchtete im Licht der Scheinwerfer – und das Publikum kam in Scharen. Der riesige Saal, der nun mehr als 400 Besucher fasst und damit um einiges größer ist als die vorherige Spielstätte, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Daran hatte natürlich auch Dave Davis seinen Anteil: „Der Afrikaner Ihres Vertrauens“ hatte in Bonn schließlich Heimvorteil und erwies sich einmal mehr als überaus massenkompatibel. „Ich muss ja ganzheitlich bedienen“, sagte er, während er in „Blacko Mio!“ auf Achterbahnfahrt ging, mal mit Wonne unter den Limbo-Witzen durchtanzte und kurz darauf wieder ernst wurde. Oder zumindest ernster. Immerhin ist ein friedliches Zusammenleben über alle Kulturgrenzen hinweg das erklärte Ziel des 43-Jährigen. Die Hautfarbe sollte dabei erst recht keine Rolle spielen. Davis stellte sich daher gerne als Vorbild für gelungene Integration dar, widmete sich ausgiebig seiner eigenen Maximalpigmentierung und so mancher Vorurteile, die er schon (mitunter wortgleich) in früheren Programmen thematisiert hatte, und öffnete sich insgesamt noch mehr als sonst. Immer wieder bezog er sich auf seine Familiengeschichte, erzählte beinahe beiläufig von Verwandten, die in Uganda unter der Tyrannei Idi Amins ums Leben gekommen waren, von seiner eigenen Jugend („ich war Asylant, bis ich 18 wurde“) – und natürlich von seinen beiden Kindern. Wegen ihnen mache er sich jetzt so viele Gedanken um sein Land, sagte er, deswegen sei etwa auch Merkels „Wir schaffen das“ eine so wichtige Phrase. Multi-Kulti kann funktionieren. Wenn man sich darauf einlässt. Und der Sprache die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Mit ihr kennt Dave Davis sich ohnehin perfekt aus: Mühelos wechselte er immer wieder ins Rheinische, ins Bayrische oder auch mal ins Sächsische; selbst der spezielle Akzent von Schnodderschnauze Udo Lindenberg stellte für ihn kein Problem dar. Damit ließ sich so manches überspielen, sogar das Ende, dass Davis schlichtweg vergessen hatte. Wird sich schon noch einschleifen.

Einschleifen muss sich auch das Pantheon. Noch läuft längst nicht alles rund, von der nicht ganz einfachen Parksituation bis hin zu der geplanten Wein- und Tapas-Bar, die Martina Steimer an der Längsseite der Halle installieren will und die leider wegen einer fehlerhaften Lieferung nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte. Auch muss sich erst zeigen, wie im Saal jene Künstler ankommen, die nicht wie Dave Davis Hunderte anlocken. Ein Vorhang, der laut Martina Steimer auf dem Postweg steckengeblieben ist, soll immerhin den Raum verkleinern – zugleich gestand die Künstlerische Leiterin aber auch ein, dass momentan der experimentelle Charakter des Casinos fehle. Verständlich. Ein Schritt nach dem anderen. Zunächst einmal kann das, was die Pantheoniken innerhalb kürzester Zeit aus einer doch recht maroden Immobilie herausgeholt haben, nicht hoch genug geschätzt werden. Und der Um- und Ausbau soll schließlich weitergehen. „Wir werden jetzt erst einmal hier im Hauptsaal weiterarbeiten, da gibt es noch genug zu tun“, sagte Steimer am Premierenabend, „nächste Woche wird es hier schon wieder ganz anders aussehen. Wenn aber hier alles läuft, wollen wir möglichst schnell das Lampenlager ausbauen, um eben auch wieder kleinere Veranstaltungen fahren zu können.“ Dabei kann man dem Pantheon nur viel Erfolg wünschen – und hingehen. Schließlich ist jeder Besucher zugleich ein Unterstützer. Und von denen kann das Pantheon gerade jetzt nicht genug haben.

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