Ein guter Eindruck zählt. Jetzt alles richtig machen, und mit etwas Glück ist das erste Engagement einen entscheidenden Schritt näher gerückt. Auf der Werkstatt-Bühne des Theater Bonn geht es für sieben Schauspiel-Absolventen der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft um nicht weniger als ihre Zukunft: Mit Liedern, Monologen und kurzen Zweier-Szenen stellen sie sich der Öffentlichkeit und vor allem den Theaterleitern und Agenturen vor, präsentieren sich und ihre Kunst und hoffen, das Interesse von jenen zu wecken, die in Zukunft als Arbeitgeber in Frage kommen. Keine leichte Aufgabe – aber eine, die die Jungschauspieler mit Bravour meistern.
Natürlich kann jeder der sieben Akteure nur einen kleinen Einblick in sein Repertoire geben, kann sich nur bis zu einem gewissen Grad wandlungsfähig zeigen. Einen Eindruck hinterlassen sie
allerdings schon. Vor allem Dimitrij Breuer: Er wagt sich kurzerhand an die Rolle Adolf Hitlers in George Taboris Groteske „Mein Kampf“ heran und spielt auf der Klaviatur der Dynamik so
meisterhaft, dass Gelächter und Mitleid gleichermaßen im Publikum zu spüren sind. Ebenso überzeugend erweist er sich etwa als Jacques-Brel-Interpret mit gefühlvollem Sprechgesang. Stark auch Esra
Kreder, die in einem Monolog aus Urs Widmers „Top Dogs“ geschickt die Waffen einer Frau sprechen lässt und wie eine Raubkatze die Szenerie dominiert; um so größer und um so effektiver erweist
sich dann die Offenbarung ihres Scheiterns in einer von Männern dominierten Welt, die mit einer selbstbewussten Vertreterin des anderen Geschlechts so ihre Probleme haben. Toll – und dann diese
fantastische Alt-Stimme, mit der sie später „Freitag im Hotel“ von Rainer Werner Fassbinder singt...
Auch die anderen Schauspieler sollten genannt werden: Cem Öktas nimmt sich unter anderem einen Monolog aus Gogols „Der Revisor“ vor, Yasmin Münter versucht sich an Shakespeares Julia, Olja Artes
an der Prinzessin Eboli aus „Don Karlos“, und Lean Fargel am Prinzen von Homburg. Für die amüsantesten Momente des Nachmittags sorgt allerdings Thomas Hospes, der sich offenbar auf Rollen mit
satirische Überzeichnung spezialisiert hat, diese aber mit viel Verve spielt und genau die richtige Balance zwischen absurder Komik und hintersinniger Tragik schafft. Kein Zweifel, der
Abschlussjahrgang 2017 der Alanus-Hochschule hat so einige Talente zu bieten. Jetzt liegt es an den Theatern, dieses auch abzurufen und den Absolventen eine Chance zu geben. Verdient hätten sie
diese.
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