Oliver Steller: Spinnenlieder und Besengedichte

Auf der Bühne brodelt es. Walle walle, Wasser fließe. Die beiden Besen, die Rezitator, Sänger und Zauberlehrling Oliver Steller gemäß des Goetheschen Gedichts zum Leben erweckt hat und hinter denen die beiden jungen Syrer Silar und Dschan stecken, sind überaus fleißig. Hier eine kleine Wanne voll Wasser, da ein paar magische Zutaten, und schon blubbert es aus allen möglichen Behältnissen, erwachsen dank der Unterstützung des Vereins „Abenteuer Lernen“ Schaumkronen und Nebelschwaden.

Aus dramaturgischer Sicht ist das Spektakel der Höhepunkt der einstündigen Nachmittagsvorstellung, mit der die von Rita Baus veranstaltete Reihe „Quatsch keine Oper“ in ihre neue Spielzeit startet. Die Kinder, die mit dieser Show erstmals angesprochen werden und die in Scharen gekommen sind, zeigen sich denn auch vom „Zauberlehrling“ begeistert. Wenn da nicht die Spinne Martha wäre. Gegen ihr Lied kommt auch ein Dichterfürst nicht an. So großartig es auch in Szene gesetzt wird.

Mit dem Kinderprogramm nur wenige Stunden vor dem Auftritt von Hagen Rether hat Rita Baus ein Experiment gewagt – und offensichtlich gewonnen. Steller kommt an, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Immerhin greift der 49-Jährige nicht etwa auf irgendwelche belanglosen Verse zurück, sondern trägt einige der ganz großen Poeten vor. Christian Morgenstern etwa, Theodor Fontane oder Bert Brecht, dessen Gedicht vom Fisch mit Namen Flasch über alle Generationen hinweg zu bewegen und zu amüsieren versteht. Auch Zungenbrecher kommen zur Geltung, sowohl von den Kindern vorgeschlagene („Fischers Fritz“) als auch höchst komplexe von Schnitzholzritzenschlitzern und Pampelmusensalat, die Steller in atemberaubender Geschwindigkeit wiederzugeben versteht. Doch am größten ist die Freude, wenn der Frechener seine Gitarre Frieda in den Arm nimmt und das Publikum möglichst noch zum Mitsingen animiert. Etwa beim Rollmops-Blues, bei dem sogar zwischen Jungen, Mädchen und Erwachsenen ein kleiner Wettkampf entsteht. Geht aber unentschieden aus, alle machen es super. Am Ende sind denn auch alle glücklich und halten sich gerne noch länger in der Oper auf, sei es, um mit Steller zu sprechen oder um bei ein paar von „Abenteuer Lernen“ aufgebauten Experimenten selbst Hand anzulegen. Was an diesem Nachmittag einfach nur gelingen kann.

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