Springmaus-Ensemble: Spontane Urlaubserlebnisse

Fremde Länder, fremde Betten, fremde Sprachen: Passend zu den gerade zu Ende gehenden Sommerferien lässt das Improvisationstheater-Ensemble der Springmaus die Urlaubszeit Revue passieren. Singend, spielend und ein bisschen tanzend greift das in seiner Besetzung häufig wechselnde Quartett (an diesem Abend bestehend aus Norbert Frieling, Paul Hombach, Vera Passy und Marvin Meinold) die Erlebnisse des Publikums auf und setzt diese auf ihre Weise um. Also spontan, skurril – und leider mit einem permanent breiten, aufgesetzten Akzent, der Volksnähe signalisieren soll, letztlich aber nur albern wirkt.

Ohnehin wandern die Vier auf einem feinen Grad zwischen Genie und Blödsinn. Wenn sie etwa kurzerhand zwischen Stilen springen und das Aufräumen des Kellers (was man halt so tut, wenn man nicht wegfährt) dank der Intervention des Publikums zu einem Drama, zu einem Western oder gar zu einer Operette mutiert, ist das Ergebnis trotz massiver Überzeichnung schreiend komisch, während in einer anderen Nummer der von Besucherin Marlene initiierte Wechsel zwischen Deutsch und einem Kauderwelsch – das als Universalverballhornung für Arabisch, Kongolesisch und wahrscheinlich alle anderen so genannten exotischen Sprachen herhalten muss – nur bedingt zu begeistern vermag. Derartige Exkurse bedienen sich dann doch zu billiger Klischees und sind ebenso wenig nötig wie die Gerüchte über Verdauungsprobleme von Volker, der mit seiner Frau Elisabeth als Schablone für einen ansonsten durchaus gelungenen Urlaubs-Sketch herhalten muss und die dort getroffenen Aussagen zu bewerten hat. An sich ein sehr schönes Spiel. Die selbe Herausforderung hat ein anderes Springmaus-Team an einem anderen Abend allerdings schon deutlich souveräner und vor allem weitaus respektvoller gelöst.

Es spricht für sich, dass letztlich der Höhepunkt des Abends in einer Einzelleistung besteht: Paul Hombach folgt der Musikgeschichte von „Summertime“, „O du schöner Westerwald“ und „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ quer durch die Jahrhunderte, entdeckt Motive bei Beethoven, Mozart, Bach und Wagner, zeigt ihre Spuren im Blues sowie in der Minimal-Techno-Variante namens Schranz und setzt letztlich mit einem gemeinsamen Auftritt von Herbert Grönemeyer, Wolfgang Niedecken und Konstantin Wecker einen fulminanten Schlusspunkt. So kann Impro-Kunst eben auch funktionieren. Das Publikum feiert diese Nummer denn auch frenetisch, so wie es letztlich den gesamten Abend bejubelt. Einen Abend, an dem das Ensemble eine solide Leistung abliefert – aber auch noch etwas Luft nach oben hat.

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