Evi und das Tier: Augenzwinkernde Erotik jenseits der Schmuddelecke

Es brodelt und prickelt im Pantheon. Mieder fliegen, Schampus spritzt, nackte Haut trifft Glanz und Glitzer – und das alles mit Stil und einem herzhaften Augenzwinkern. „Let's Burlesque“ ist das Motto des Abends, den Evi und das Tier ausgerufen haben. Eine Aufforderung zu etwas mehr Freiheit, zu einem Schritt in die Welt zwischen den Schubladen, in der es nicht um Supermodel-Maße und Perfektion geht, sondern vor allem um eins: um Spaß. Und für den sorgen Gastgeberin Evi und ihre achtköpfige Truppe schon. Mal mit Musik, mal mit Erotik, immer erstklassig, niemals billig. Ein Genuss für Augen und Ohren, dem sich das Pantheon-Publikum mit Vergnügen hingibt.

Zeremonienmeisterin Evi braucht nicht lange, um die Zuschauer auf Betriebstemperatur zu bringen. „Lasst und gemeinsam in Flammen aufgehen“, gurrt sie und sorgt dann allein mit ihrer Stimme dafür, dass aus dem Kellertheater ein Vulkan wird. Was für ein phänomenales Organ, unglaublich wandlungsfähig, bei Bedarf kraftvoll und ebenso schnell verschüchtert klingend. Gepaart mit Witz und Charisma stimuliert sie den Saal bis hin zum kollektiven Orgasmus, den sie selber zuvor schon durch das Gebläse von Saxofonist Ben „King“ Perkoffs in bester „Harry und Sally“-Manier erfahren hat. Verständlich, immerhin sind die Musiker allesamt herausragend. Vor allem Pianist Mister Leu, das Tier im Bandnamen, erweist sich sowohl als brillanter Tastenzauberer als auch als Meister über Scat und Melodie, der mit seiner Interpretation von „Tom Traubert's Blues“ einen Höhepunkt der Show liefert.

Dabei ist der Abend reich an großen Momenten, nicht zuletzt dank der heißen Burlesque-Tänzerinnen: Die Japanerin Erochica Bamboo, „anmutiger als eine Kirschblüte und schärfer als Wasabi“, begeistert mit bemerkenswerter Intensität, Honey Lulu mit Glamour und den bereits erwähnten Schampusspritzern – und die bombastische Sophia St. Villier mit einem Sex-Appeal, der seinesgleichen sucht. Für die weiblichen Gäste tritt zudem Robert Choinka auf, der als dreckiger Automechaniker ein beliebtes Klischee bedient, aber mehr auf seine Handstand-Kunst denn auf echte Verführung konzentriert ist (für letzteres wirkt er ohnehin viel zu stoisch). Dennoch bejubelt ihn das inzwischen hemmungslose Publikum ebenso sehr wie die Damen und die Band, verteilt das „Brot des Künstlers“ mit beiden Händen und feiert eine ästhetische und zugleich herrlich ironische Show, die man ruhig öfter sehen könnte. 

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