Simsalabonn: Metamorphosen und verschwindende Tauben

Die Luft ist durchtränkt von Magie. Auf dieser Bühne, an diesem Abend, scheint alles möglich: Bei der restlos ausverkauften Simsalabonn-Gala im Jungen Theater Bonn, die den Abschluss der siebten Bonner Zauberwochen markiert, lassen es die Vertreter des lokalen Ortszirkels zusammen mit internationalen Gästen noch einmal so richtig krachen. Karten erscheinen aus der Luft, Geld aus Zigaretten und lebende Tauben aus weißen Tüchern; Damen werden scheinbar verdreht, Mäntel schweben, Krawatten wechseln in Sekundenbruchteilen von einem Hals zum nächsten – selbst das Lösen eines Rubik-Würfels ist mit Zauberei ein Kinderspiel.

Vor den Augen des völlig verblüfften Publikums und zahlreicher junger Nachwuchs-Zauberer, die schon vor Beginn der Show und in der Pause insbesondere die Bonner Künstler in Beschlag nehmen und von ihnen lernen wollen, entsteht eine spektakuläre Illusion nach der nächsten. Vor allem Künstler aus dem Süden Europas begeistern mit ihren in wunderschöne Geschichten eingebetteten Tricks. So schafft sich der Spanier Txema, während er auf seine Liebste wartet, mit seiner Kunst ein Abbild aus Hut, Schal, Mantel und Blume, animiert es wie einst schon Pygmalion und wagt schließlich sogar ein Tänzchen. Noch beeindruckender ist die Nummer des portugiesischen Duos TaNaManga, das blitzschnell allerlei Alltagsgegenstände umwandelt und dabei nicht mehr als einen Fingerzeig und eine fein gewobene Handlung benötigt. Aus einem Tuch wird eine Glühbirne, aus einer Antenne eine Rose, die wiederum eine weiße Krawatte zu zeichnen vermag, dazwischen weitere Metamorphosen und Transformationen. Absolut atemberaubend und ein Beweis für die Macht der Worte. Doch auch die Bonner Künstler müssen sich nicht verstecken: Vor allem Altmeister Jonelli, der 1961 den hiesigen Ortszirkel mitbegründete, sorgt für Begeisterung, als er scheinbar aus dem Nichts eine weiße Taube nach der anderen holt. So hat man sich klassische Zauberkunst immer vorgestellt. Großartig.

Dagegen wirken manche anderen Nummern, obschon spektakulär, fast schon gewöhnlich. Die ZauberTriXXer etwa setzen auf jene Großillusionen, die man bereits von Hans Klok und anderen Magiern seines Kalibers kennt, auf Damen, deren Kopf und Körper verdreht werden oder die in einer viel zu kleinen Kiste von Schwertern durchbohrt werden und dennoch überleben. Toll – aber kennt man auch irgendwie schon. Noch mehr gilt dies für Dominik Fontes, der Mentalmagie mit Comedy mischt, dabei aber zu sehr auf komisches Scheitern und zu wenig auf echte Zauberkunst setzt, um zu überzeugen. Er wird sogar von einer Frau aus dem Publikum in den Schatten gestellt, die er für eine Nummer auf die Bühne bittet und die mit ihrer spröden Schodderigkeit für mehr Begeisterung sorgt als Fontes selbst.

Zugegeben, es müssen nicht immer übergroße Illusionen sein oder große Geschichten wie bei Txema und TaNaManga, so herausragend diese auch sind. Oft reicht auch einfach nur Fingerfertigkeit, um für große Augen zu sorgen. Ob auf oder vor der Bühne. Mal ist es Sos Petrosyan Jr., der eine Karte nach der anderen in Richtung Publikum feuert, dann wieder Lokalmatador Toby, der am Rande der Show einigen Kindern den ersten Schritt zu ein paar Münztricks offenbart, bevor sein Bühnenkollege Ulf die neugierigen Jungzauberer hinter die Bühne bringt. Ohnehin sind viele jüngere Zuschauer da – und während etwa die Multiplikation von Weinflaschen, die Moderatorin Michelle Spillner in bester Hans-Klok-Manier präsentiert, bei so manchem Erwachsenen Begehrlichkeiten weckt, erfreuen sich die Kinder doch eher an der Transformation der Zeichnungen von Rüsselkatze und Stachelhund in Stubentiger und Pudel. Letztlich ist für jeden etwas dabei. Und auch das ist ein Geheimnis der Magie. Mehr davon soll es nächstes Jahr geben: Dann finden erneut die Bonner Zauberwochen statt.

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Kommentare: 1
  • #1

    zauberpater schimmel (Montag, 14 August 2017 10:23)

    Weiter so