Henrik Freischlader: Viel Technik, wenig Seele

Keine Frage, sein Instrument beherrscht Henrik Freischlader. Krachende Bluesrock-Soli, gerne in Überlänge, stellen für den 33-Jährigen ebenso wenig eine Herausforderung dar wie gut intonierte Gesangspassagen. Ja, er ist wieder da – das Aus für seine Band Ende 2014 war für den Sauerländer Gitarristen offenbar nicht mehr als ein Neuanfang. Mit dem frisch aus dem Presswerk kommenden Album "Openness" und seinem Trio (neben ihm noch Drummer Carl-Michael Grabinger und Bassist Alex Grube) ist Freischlader nun wieder in die ausverkaufte Harmonie gekommen, um seinen Fans das zu geben, was sie sich so sehnlich wünschen: Zweieinhalb Stunden orgiastischer Saitenspielerei. Technik vom Feinsten. Doch leider fehlt es an etwas Entscheidendem: der Seele.

So sehr Freischlader sich auch bemüht, so tief er auch in seine Musik einsteigt und unter dem Jubel seiner Anhänger ein Solo nach dem nächsten aus dem Ärmel zaubert, überwindet er doch nicht eine gewisse Distanz. Er begeistert, ja, aber er berührt nicht. Selbst eine Blues-Hymne wie "Lord Have Mercy", die schon allein durch den Titel eine tief verwurzelte Spiritualität vermitteln soll und muss, wirkt seltsam hohl, bleibt eine Floskel statt eines Bekenntnisses. Zugegeben, im Vergleich zu seinen letzten Auftritten beziehungsweise dem Album "Night Train To Budapest" hat Freischlader sich deutlich gesteigert, wirkt lebendiger und fröhlicher, scheint das Bühnenleben wieder mehr zu genießen. Doch ganz angekommen ist er noch nicht. Andererseits genügt ihm vielleicht das, was er bislang erreicht hat. Der Erfolg spricht auf jeden Fall für ihn, "Openness" hat es immerhin in die iTunes-Charts geschafft, und in der Harmonie erfährt er eine enorme Unterstützung. Schlecht ist das nicht – ebenso wenig wie das Konzert in Bonn. Doch für eine Offenbarung fehlt noch etwas. Ein Feuer statt eines Funkens wäre ein Anfang.

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