Simon & Jan: Stark entschleunigter Rock 'n' Roll

Ach Mensch, was machst du nur? Verkaufst Seele und Kunst zugunsten des Kommerzes, rennst im Höchsttempo auf die Apokalypse zu und amüsierst dich dabei genüsslich über Karnickelkotze-Videos im Internet. Irgendetwas läuft hier schief. Kein Wunder also, dass Simon & Jan mehr als nur ein Hauch Melancholie umweht – gut, in erster Linie den leicht depressiven Jan, der gerne mal den Weltschmerz-Blues anstimmt, während sein Kollege recht unbekümmert an seiner Gitarre zupft. Irgendwer muss ja die Contenance bewahren.

Mit dieser besonderen Mischung aus Wehmut und Entschleunigung ist das Liedermacher-Duo, das seit dem Erfolg beim Prix Pantheon 2014 einen Preis nach dem anderen abräumt (in diesem Jahr hat es schon den Deutschen Kleinkunstpreis und den Bayrischen Kabarettpreis zugesprochen bekommen), nun auf der Abschlusstour für das aktuelle Programm „Ach Mensch“ einmal mehr ins Pantheon gekommen – und hat bewiesen, dass es wenn schon nicht für die Welt, dann doch zumindest für Simon & Jan weiter aufwärts geht.

Tatsächlich haben sich die beiden Oldenburger im vergangenen Jahr noch einmal spürbar weiterentwickelt. Die lethargisch-lakonischen Moderationen, längst eines der Markenzeichen des selbst ernannten Rock-'n'-Roll-Duos, lassen die Spannung längst nicht mehr so abfallen wie früher, zeugen von besserem Timing und einer herrlich eingespielten Schüchternheit, die zunehmend natürlich wirkt. Und auf musikalischer Ebene gab es ohnehin noch nie sonderlich viel zu kritisieren: Die Nonsens-Lieder und die feinsinnigen Balladen überzeugten auch am vergangenen Mittwoch, sei es der Rainald-Grebe-Titel „Kassettenrekorder" oder das grandiose, mit Wortspielen vollgepackte „Dichter“ samt Hip-Hop- und Rielke-Anklängen. Dazwischen feine Gesellschaftskritik, die nur selten mit dem Holzhammer und dafür umso öfter mit einem hintersinnigen Lächeln geäußert wird. Da kann das Ende ja kommen. Na ja, nicht so ganz: Am 30. Mai holen Simon & Jan zum zweiten Mal ihre Lieblingsliedermacherkollegen ins Pantheon, darunter Hannes Ringlstetter und einer der „Monsters of Liedermaching“, Pensen Paletti. Und ein neues Programm steht ja auch schon in den Startlöchern. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0