Blues Caravan: Frauenpower im Dreierpack

Drei exzellente Konzerte zum Preis von einem. Jedes anders, jedes gut. Und jedes mit einem ganz besonderen Gefühl versehen, einem speziellen Verhältnis zur Musik, das über einen reinen Genre-Begriff hinausgeht: Die Blues Caravan, die in der Harmonie Station macht und ebenso gut die Attribute „Soul“ und „Rock“ im Namen tragen könnte, sorgt mit ihrer diesjährigen Besetzung einmal mehr für Begeisterung. Wieder einmal sind drei starke Frauen mit von der Partie, diesmal zwar ohne Gitarren, aber mit umso mehr Stimmkraft. „Girls with Mics“ statt „Girls with Guitars“. Und auch wenn ein gegenseitiges Einlassen auf die jeweils anderen ein wenig zu kurz kommt, zeigen Tasha Taylor, Ina Forsman und Layla Zoe zumindest, dass man sich um die Zukunft des Blues im weitesten Sinne keine Sorgen machen muss.

Dabei sind die Ladies stilistisch durchaus unterschiedlich: Auf der einen Seite die Tochter von R-'n'-B-Legende Johnny „The Wailer“ Taylor, soulig, funkig und mit einer natürlichen Eleganz, die den ein oder anderen mitunter an ein Las Vegas Showgirl denken lässt. Auf der anderen Seite Layla Zoe, röhrender Wirbelwind mit einer Vorliebe für fliegendes Haar, die in der Harmonie schon längst keine Unbekannte mehr ist und die auch an diesem Abend den Dampfhammer auspackt, zugleich aber auch die leisen Töne pflegt. Und dazwischen die Finnin Ina Forsman, optisch eine kühle Diva mit einem gewissen Hang zum Artifiziellen, stimmlich ein Vulkan, aus dem Rap ebenso hervorbrechen kann wie Gute-Laune-Rock, Blues oder gar ein paar Reggae-Vibes. Sie, die sicherlich vielseitigste Künstlerin des Abends, eröffnet denn auch nach dem gemeinsamen „Chain of Fools“ das Konzert und zeigt, warum sie ihre Heimat 2014 bei der European Blues Challenge vertreten durfte. Mit einer hörbaren Verbeugung vor Amy Winehouse heizt Forsman dem Publikum richtig ein, tut sich allerdings ein wenig schwer damit, Kontakt mit diesem aufzubauen. Keine großen Ansagen, kein Dialog – diese Unnahbarkeit irritiert.

Tasha Taylor fällt dies weitaus leichter. Immerhin kann sie auf ihre Schauspielerfahrungen zurückgreifen und findet zudem ein bereits jubelndes Publikum vor, dem sie mit dem ihr eigenen Groove genau das gibt, was gerade gebraucht wird. Musik zum Abfeiern nämlich. Dabei setzt sie neben eigener Stücke auch auf den Zutons-Song „Valerie“ – und auf ihren Vater, dessen Hit „Who's Making Love“ Taylor perfekt interpretiert. Gut, das ist jetzt Memphis Soul, mehr Rhythmn als Blues, kommt aber hervorragend an. Vielleicht auch weil das Publikum genau weiß, dass der erdige Sound nicht mehr weit ist. Umso überraschender ist es, als Layla Zoe nach einer Pause mit James-Brown-Attitüde die Bühne betritt. Hände hoch für die Liebe. Darauf ein Yeah und ein Amen. Ja, so etwas kann die Kanadierin auch. Und mehr: Offenbar angespornt von ihren Mitmusikerinnen zeigt sich Zoe so wandelbar wie selten. Natürlich rockt sie, dabei genau jene Nähe generierend, die Forsman und zum Teil auch Taylor nur schwer aufbauen konnten. Doch zusätzlich hat Zoe zwei eindringliche Balladen im Gepäck, die mit zu den Höhepunkten des Abends gehören. Klasse.

So vielseitig die drei Blues-Damen auch sind, eines fehlt: Eine kontinuierliche Kooperation auf der Bühne. Während die Teilnehmer der Karawane in früheren Jahren immer wieder in wechselnden Besetzungen zusammenspielten, bleibt ein derartiges Zusammenspiel weitgehend aus. Vielleicht sind die Stile doch zu unterschiedlich, vielleicht sind auch vor allem Taylor und Forsman zu sehr darauf bedacht, überhaupt auf deutschen Bühnen Fuß zu fassen. Schade ist es trotzdem. Erst am Ende kommt es noch zu den ersehnten gemeinsamen Songs, bei denen die „Honky Tonk Women“ den Rolling Stones huldigen und zeigen, dass sie eigentlich sehr gut miteinander harmonieren. Geht doch.

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