Stefan Keim: Eine Frau für den Schmunzelmeister

Ist er es, oder ist er es nicht? Irgendetwas irritiert, schwer zu definieren aber dennoch den Unterschied zwischen Original und Double ausmachend. Nicht der Sprachwitz, keineswegs: Die besondere Liebe für Doppeldeutigkeiten, Meinungsverschiebungen und humoristische Verse, die das gesamte Werk Heinz Erhardts prägen, hat Stefan Keim vollkommen verinnerlicht, wie er in seinem Programm „Ritter, Reime und Romanzen“ im Contra Kreis Theater zeigt. Die Texte sitzen, die Stimme auch. Mit geschlossenen Augen möchte man mitunter glauben, der „Schmunzelmeister“ selbst stünde im Raum und lächele verschmitzt ins Publikum. Bis wieder dieses schwer zu beschreibende Gefühl, das irgendwas nicht so ganz passt, die Illusion zerbricht.

Vielleicht ist es der unbedingte Wille zu gefallen, der in Keims Spiel stärker im Vordergrund steht als bei dem zu Lebzeiten stets nach Aufmerksamkeit gierenden, auf der Bühne aber nonchalanten Erhardt. Alles wirkt ein wenig zu bemüht, ein wenig zu aufgesetzt: Der immer wiederkehrende Kontakt zum Publikum, die verzweifelte Suche nach einer der Minne zugänglichen Frau für die Nacht, die Fragen an einzelne Besucher, die häufig unbeantwortet bleiben und die trotzdem weiter fallen, oder auch die aktuellen Bezüge von „Star Wars“ bis zu Hartz IV. Mit derartigen Pfropfungen zeigt Keim zwar, dass er das Erbe Erhardts auch mit eigenen Ideen fortzuführen vermag, doch springt der Funke in diesen Momenten nicht wirklich über. Es mag allerdings auch daran liegen, dass das Publikum etwas anderes erwartet hat, ausschließlich eine Imitation des großen Komikers statt eines Mannes, der auch mal die Brille abnimmt und mit dem Blick von außen einen Einblick in die Biographie Erhardts gibt. Oder Verse vorträgt, die ihr Autor sich nie zu rezitieren gewagt hätte, wie etwa das eindringliche Gedicht „Flecke“, das Erhardt von seiner ernsten Seite zeigt. Stark. Und doch sind es die Klassiker, bei denen das Publikum in Jubelstürme ausbricht, die Ritter-Fips-Geschichten etwa, der „König Erl“, oder natürlich „Die Made“, die mit Beteiligung des Bürgerchors zu einem Gemeinschaftserlebnis wird. In diesen Momenten, wenn Stefan Keim völlig hinter Heinz Erhardt verschwindet und der Abend nostalgisch wird, ist die Begeisterung am größten. Und irgendwie irritiert in der Rückschau auch das.

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