Rigmor Gustafsson: Emotionale Nachhaltigkeit zum Schluss

Technisch gibt es an diesem Abend nichts, aber auch gar nichts auszusetzen: Die schwedische Jazz-Sängerin Rigmor Gustafsson und ihre drei Begleiter Daniel Karlsson (Piano), Martin Höper (Bass) und Chris Montgomery (Drums), die in der Harmonie das aktuelle Album "When You Make Me Smile" vorstellen, sind ohne Zweifel virtuose Musiker, die in allen möglichen Stilen zu Hause sind und blitzartig zwischen Bebop und Bossa Nova zu wechseln verstehen. Es könnte also so schön sein.

Und ist es doch zumindest zu Beginn des Konzerts nur bedingt. Denn eine diffuse Linienführung, nordische Distanziertheit und mitunter überhand nehmende Modern-Jazz-Soli machen das Werk der 49-Jährigen mit ihrer schlanken, beweglichen Stimme anfangs nicht ganz so leicht erschließbar. So versiert das Quartett auch agiert, hängen bleibt lediglich die Cover-Version des Kate-Bush-Songs "Wuthering Heights". Erst mit "If Dreams Are Made Of Sand" öffnet sich Gustafsson unmittelbar vor der Pause und taucht richtig tief in die Musik ein.

Der Umschwung ist geschafft, ab jetzt geht es aufwärts. "Woke Up On Sunday" überzeugt mit schepperndem Circus-Charme, "A Different Mind" mit schönem Groove. Nur noch selten lässt das Instrumental-Trio ihre Frontfrau allein, zunehmend hält vor allem Pianist Karlsson, der der Song-Struktur gerne mal entflieht, seinen grenzenlosen Enthusiasmus unter Kontrolle und stellt sich in den Dienst des Lieds, statt dieses lediglich als Improvisationsgrundlage zu nutzen. Besonders gut gelingt dies bei Klassikern anderer Komponisten: Birger Sjöbergs "Den första gång jag såg dig" kommt als herrlich leichte Ballade daher, "Over The Rainbow" und Stings "Fragile" interpretiert das Quartett ebenso zerbrechlich wie nouanciert und vor allem aus einem Guss, ohne Brüche zwischen den ausufernden Solo-Passagen und der brillanten Melodieführung. Warum nicht gleich so?

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