Mrs. Greenbird: Kitschig-schöner Liebesreigen

Süß. So lässt sich das am ehesten beschreiben. Süß. Oder bezaubernd. Beides passt zu dem verträumt klingenden Folk des Kölner Duos Mrs. Greenbird, das jetzt erstmals in der Harmonie zu Gast war und den Saal ganz ohne Band-Unterstützung bis zum Anschlag füllte. Böse Zungen könnten auch von Kitsch sprechen und würden damit noch nicht einmal so falsch liegen angesichts mancher Verbundenheits-Phrasen ("You and I are a universe") und der "Oh"-Mitsingchöre – aber was bei anderen Künstlern schnell wirkt wie ein halbes Kilo rosa Zuckerguss auf Marzipankuchen, also artifiziell und überzogen, erhält bei Sarah Nücken und Steffen Brückner eine herrliche Fluffigkeit, von der man einfach nicht genug bekommen kann.

So wie das begeisterte Publikum, dessen Herzen dem charmanten Pärchen auf der mit Lichtbäumchen geschmückten Bühne innerhalb kürzester Zeit zuflogen und das selbst einige bewusst schlechte Wortwitze über Bonn verzieh. Dem Mann mit Hut und seinem elfenhaften Goldkehlchen konnte man einfach nicht böse sein. Zumal, auch das wurde deutlich, sich Mrs. Greenbird mit ihrer aktuellen Platte "Postcards" durchaus weiterentwickelt hat und längst nicht mehr nur bei jenem mächenhaften Gitarrensound verharrt, mit dem das Duo 2012 die Castingshow "X Factor" gewann. Die positive Grundhaltung ist zum Glück geblieben, aber mit der Lap Steel Guitar, die Brückner inzwischen ganz gerne zur Hand nimmt, kommt ein blueslastigerer Ansatz hinzu, der Mrs. Greenbird sehr gut zu Gesicht steht. Melancholisch und distanziert wurden sie dadurch aber auch in der Harmonie keineswegs: Zu "Ricky", einem humorvollen Lied über ein ganz spezielles Eichhörnchen, stiegen sie vielmehr hinab ins Publikum, und auch wenn aufgrund der besonderen Raumform des Konzertsaals davon nicht alle zum gleichen Zeitpunkt etwas hatten, war doch allein schon die Idee typisch für Mrs. Greenbird. Einfach süß eben.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0