Uzume Taiko: Getanzte Trommelkunst

Boom! Boom! Boom! Was für ein Trommelgewitter, was für eine Wucht! Genau das also, was man von einer japanischen Taiko-Truppe erwarten würde. Doch die Formation Uzume Taiko, die jetzt im Pantheon zu Gast war, geht darüber hinaus, beschränkt sich nicht nur auf die überlieferten Traditionen, sondern beschreitet neue Wege. So setzt das in Kanada gegründete Ensemble um die künstlerische Leiterin Bonnie Soon auf choreographierte Bewegungsabläufe und eine sich beständig wechselnde Aufstellung der Instrumente, zu denen auch Flöten, Glockenspiele und zimbelartige Chappas gehören. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle Show mit zeremoniellen, tänzerischen und weltmusikalischen Elementen. Und natürlich großen Trommeln.

Gerade einmal fünf Musiker stehen auf der Bühne, weit weniger als bei vergleichbaren Gruppen – um das gesamte Pantheon mit mächtigen Rhythmen zu überfluten, reicht dies aber ohne weiteres aus. Beständig erklingt ein Impuls nach dem anderen, vibriert der Raum wie von einem gewaltigen Herzschlag erfüllt, während die Akteure auf der Bühne ihre Instrumente umkreisen, sich an den Trommeln abwechseln und dabei immer wieder fließende, elegante Übergänge gestalten. Die dafür notwendige Präzision ist bemerkenswert, zumal schon der kleinste Fehler die meditative Stimmung stören würde. Umso bedauerlicher, dass die Moderationen vom Band (nur an wenigen Stellen tritt ein Mitglied von Uzume Taiko ans Mikro) recht lieblos wirken und immer wieder marktschreierisch auf die CDs des Ensembles hinweisen. Das ist weder gutes Timing noch geschickte Dramaturgie. Sondern einfach nur schwach.

Dies sind jedoch die beiden einzigen Wermutstropfen des Abends. Die Kraft, Athletik und Disziplin von Uzume Taiko sprechen für sich, ebenso wie der beständige Versuch, neue Ideen in das oft streng formale, traditionelle Taiko-Spiel zu integrieren. Einer der optischen Höhepunkte der Show ist dabei der Auftritt von Jason Overy in einer Samurai-Rüstung: Zum antreibenden Klang einer großen Trommel bietet er ein verhältnismäßig langes Kata mit seinem hölzernen Bokken dar, eine komplexe Schwertübung, bei der Kontrolle auch bei einem überwältigenden Gegenrhythmus essentiell ist. Schön ist aber auch eine kleine Spielerei mit den so genannten Bachi, den dicken Holzsticks, mit denen die Taiko-Trommeln geschlagen werden und die als Klangstäbe kurzerhand in einer Art Klang-Jonglage zum Einsatz kommen. Eine mit Regenstäben und Meeresrauschen untermalte Nummer ist derweil ein Genuss für die Seele.

Uzume Taiko gibt selbst zu, dass ihre modifizierte Form von dem eigentlichen Taiko in Reinform abweicht – Traditionalisten könnten also möglicherweise irritiert sein. Andererseits erhält die Show selbst in der kleinen Besetzung eine faszinierende Dynamik und bietet sowohl Ohr als auch Auge eine gute Unterhaltung, auch wenn sich die Frage stellt, ob die Bezeichnung als „einer der großen Innovatoren des Taiko“ nicht ein wenig hochgegriffen scheint. Egal: Das Publikum im Pantheon zeigte sich auf jeden Fall begeistert und feierte das Quintett nach gut zwei Stunden mit enthusiastischem Applaus. 

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