Sun and the Wolf + Die Nerven: Präsenz ist ein Fremdwort

Für interessante Paarungen ist das WDR Crossroads-Festival, das jedes halbe Jahr in der Harmonie ausgerichtet wird, ja wohlbekannt. Mal setzen die Organisatoren bewusst auf Kontraste, dann wieder auf Gemeinsamkeiten. Die eine Parallele, die die beiden Bands am vergangenen Donnerstag aufwiesen, wäre allerdings nicht nötig gewesen: Sowohl Sun and the Wolf als auch das zuletzt hochgelobte Postpunk-Trio Die Nerven erwiesen sich als Formationen ohne nennenswerte Bühnenpräsenz, so dass der Funke zum Publikum nicht überspringen konnte. Bedauerlich, zumal auch musikalisch die zuvor geschürten Erwartungen nur zum Teil erfüllt wurden. Denn die Monotonie war oft nur einen Takt entfernt.

Dabei schlugen sich Sun and the Wolf eigentlich noch am Besten. Die Neuseeländer vermischten die bedrückende Gravitas des Psychedelic Rock mit dem dreckig-knarzenden Garagensound der Vorgängerband The Have, ließen mitunter aber auch ein paar Reminiszenzen an U2 erkennen. Ein reizvoller Sound, den die Gitarristen-Gesangs-Doppelspitze bestehend aus Brodie White und Peter Mangan konsequent verfolgte und zugleich um Abwechslung bemüht war. Das gelang allerdings nur zum Teil – zwar änderte sich mitunter die Ton- oder die Gangart, wurde es mal rau, mal poppig im Stil der 60er und auch mal pulsierend wie bei den Stone Roses, das Grundgerüst blieb aber dennoch seltsam statisch. Dieser Eindruck mag allerdings dadurch gestützt worden sein, dass die ohnehin bemüht wirkende Interaktion mit dem Publikum permanent scheiterte. Die Musik kam an, die Musiker nicht. Warum auch immer.

Bei Den Nerven war die Erklärung dagegen offensichtlich: Die Stuttgarter hatten überhaupt kein Interesse auf einen Austausch mit der Menge, sondern suhlten sich lieber in jenem Scherbenhaufen, den ihre versuchte Dekonstruktion einer Rockshow hinterließ. Gelangweilte Blicke in den Saal (wenn überhaupt – die Mikros waren so angebracht, dass die Sänger ohnehin mit dem Profil zum Publikum standen) zu punkig-belanglosem Geschrammel und nöhligem Herunterleiern der mit hohlen Metaphern und Bildern vollgestopften Texte ließen die Ansage, es handele sich hier um die „beste Live-Band der Republik“ wie blanken Hohn wirken. Gut, es mag zum Konzept gehören, die oft beschworene Authentizität durch Distanz zu ersetzen, doch in der Harmonie ging dieser Plan nicht auf. Wer das Publikum provoziert und bedroht, so wie Frontmann Max Rieger es tat, sollte sich sicher sein, dass derartige Kommentare nicht in den falschen Hals geraten. Sonst scheitert selbst so eine Anti-Show. 

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