Senkrecht & Pusch: Clownerie mit Musik und Möhre

Kleiner geht es einfach nicht: Wenn sich Bastian Pusch und Arnd Schimkat (alias Senkrecht) schon etwas vornehmen, dann muss es mindestens die Revolution sein. Oder zumindest ein Umsturz. Wenn auch ein großer. Durch Kultur und Tanz, Musik und Liebe die Welt verändern. Na gut, Deutschland. Bonn. Das Pantheon-Publikum. Das wird reichen, immerhin kann selbst ein Kieselstein Wellen schlagen. Wenn er nur ins Wasser fällt. Doch genau damit tun sich Senkrecht und Pusch schwer: Ihre skurrile Mischung aus absurdem Songwritertum, Kabbelei und Clownerie schafft es nur mit Mühe, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Denn dafür agieren der Lange und der Kurze in weiten Teilen einfach viel zu bemüht.

 

Seit zwölf Jahren stehen der kleine Pianist, der schon für Herbie Hancock komponiert und für Lang Lang arrangiert hat, und der Zwei-Meter-Schauspieler gemeinsam auf der Bühne – ein Frischlings-Bonus kann ihnen da nicht mehr gewährt werden. Umso erstaunlicher ist, dass die beiden Klischee-Figuren alles andere als souverän wirken, die Pointen oft vorhersagbar und platt sind.

Permanente Wortwitze über Körpergrößen und jede Menge Klamauk mögen für einen Kindergeburtstag genau richtig sein, darüber hinaus reicht es aber nicht für mehr als ein müdes Lächeln. Zumindest so lange, bis Senkrecht und Pusch auf Betriebstemperatur kommen, was im Pantheon leider die gesamte erste Hälfte des Programms in Anspruch nimmt. Die ist nicht schlecht, das soll an dieser Stelle mal ausdrücklich gesagt werden. Aber eben auch nicht gut, trotz eines Goldfisch-Liedes mit einer von Luftballons betriebenen Melodika, Chaos durch die Ungeschicklichkeit Senkrechts und seiner ungelenk anmutenden, ausufernden Choreographie – alles Elemente, die an sich gut ankommen, in der Kombination aber nach mehr verlangen. Bis es irgendwann Klick macht und sich die einzelnen Teile zu einem Uhrwerk zusammenfügen. Vom Grundsatz ändert sich nichts, nur das Zusammenspiel klappt auf einmal, als Pusch eine Klaviersonate spielen will und Senkrecht an der einfachen Aufgabe des Umblätterns verzweifelt. Das ist formvollendeter Slapstick, der einfach Spaß macht.

Vielleicht haben die beiden Komiker einfach losgelassen, vielleicht brauchen sie auch einfach etwas größere Handlungsbögen statt einzelner Mini-Nummern und Spielereien mit einer Loop-Maschine (die man übrigens bei einem deutlich hörbaren Rhythmusfehler besser neu programmieren sollte). Oder es bedarf einer gewissen Grundaggressivität zwischen den beiden sich gegenseitig auf die Palme bringenden Charakteren, dem etwas steifen Konzertpianisten und dem liebenswerten Clown, der zur Versöhnung ein gemeinsames Instrumentalstück vorschlägt und sich kurzerhand eine Möhrenflöte bastelt. Irgendwie süß. So kann es gehen. Das ist noch keine Revolution. Oder gar ein Umsturz. Aber immerhin ein Anfang.

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