Samba-Rhythmen, Synthi-Experimente und swingendes Songwriting: Das Finale des diesjährigen Jazztube-Festivals, das am vergangenen Sonntag im ausverkauften Pantheon begangen wurde, hat mit bemerkenswert großer Bandbreite jungen Jazz in all seinen Facetten präsentiert. Drei der insgesamt 15 Bands, die im August an ausgewählten Bonner U-Bahnhöfen gespielt hatten, durfte das Publikum zuletzt per Online-Voting zu diesem besonderen Abend einladen – und traf dabei eine gute Wahl. Initiator Thomas Kimmerle zeigte sich dementsprechend zufrieden, zumal sein Konzept einmal mehr bestätigt wurde und auch im kommenden Jahr mit Unterstützung der Stadtwerke Bonn fortgeführt werden wird.
Die musikalischen Qualitäten der drei auftretenden Formationen zeigten zudem, auf welch hohem Niveau die Jazztube inzwischen agiert. Schon der Samba Jazz Clube sorgte für Aufsehen: Die
Kombination aus brasilianischen Rhythmen mit mal melodisch-strukturiertem und mal dissonantem Duktus klang überaus reizvoll. Vor allem die Kompositionen von Gitarrist Joao Luis Nogueira, bei
denen dieser angenehm mit Flötistin Morgana Moreno harmoniert, kamen gut an, während in den etwas freieren Stücken mitunter die Stringenz fehlte und etwa Bassist André de Cayres ein wenig zu
unruhig wirkte.
Mit dem Theobald-Viebahn-Knauber-Trio stand danach die wohl jüngste Band der Jazztube-Geschichte auf der Bühne. Das Fender Rhodes, das Pianist Andreas Theobald neben anderen Keyboards und dem
Flügel gerne nutzt, dürfte älter sein als er und Bassist Malte Viebahn zusammen, gestand er gegenüber Moderator Wolfgang Zimmer – doch das Trio (der 14-jährige Schlagzeuger Joshua Knauber, der
schon des öfteren bei Bonner Konzerten erfahrenerer Musiker als Gast mitwirkte, komplettiert es) wusste es geschickt zu nutzen. Die rhythmisch anspruchsvollen, melodisch schlichten
Eigenkompositionen gaben allen Dreien genügend Raum, um sich auszutoben, und bezeugten das enorme Potenzial, das sich gerade erst zu entfalten beginnt.
Dieses ist bei Erna Rot bereits in voller Blüte. Die charmante Sängerin und ihre vier Begleiter haben sich feinem Swing-Pop mit deutschen Texten verschrieben – eine ungewöhnliche, aber wirklich
schöne Mischung. Anders, aber gut. Rots warme Altstimme sang von Alltäglichkeiten, vom Glück, der Liebe und dem schlafenden Mann im Zug auf dem Sitz gegenüber. Dazu exzellente Musiker, die sich
auch mal zurücknehmen können, und schon waren der Höhepunkt und ein würdiger Abschluss des Abends erreicht.
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