Was ist das nur mit Hans Klok und den Frauen? Immer wieder sperrt der niederländische Magier seine bezaubernden Assistentinnen in viel zu kleine Kisten, bannt, fesselt und zerteilt sie oder nutzt seine Kräfte, um mit den Damen innerhalb von Sekundenbruchteilen den Platz zu tauschen, wenn einmal er in einer Notlage ist. In seiner neuen Show „The New Houdini“, die jetzt in der Beethovenhalle Bonn zu sehen war, frönt der Meister der Schnell-Illusionen dieser Leidenschaft in besonderem Maße: Kaum eine Nummer, in der nicht irgendwer in einer Konstruktion verschwindet, die anschließend mit schweren Ketten verschlossen oder von allen möglichen scharfen Gegenständen durchbohrt wird. Zu Schaden kommt dabei keiner – außer Klok selbst. Und der erscheint nicht nur als Experte in Sachen Teleportation, sondern auch als jemand, der dem Tod mit einem Lächeln jederzeit ein Schnippchen schlagen kann.
Es ist schon eine unglaubliche Show, die Klok auf die Bühne bringt. Die Illusionen sind atemberaubend, egal ob nun eine Frau auf Säbelspitzen liegt, eine Kiste – samt Frau – in einen Würfel
zusammengefaltet wird oder der magische Blondschopf selbst nach einer scheinbar missglückten Nummer in zwei Hälften durch die Gegend jagt, der Oberkörper schwebend, die Beine laufend. Wie so
etwas möglich ist? Keine Ahnung. Will man das überhaupt wissen? „Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die in meine Shows kommen“, sagt Klok dazu. „Die einen wollen sich verzaubern lassen, die
anderen die Tricks verstehen. Ersteren wünsche ich einen schönen Abend, letzteren ganz viel Glück.“ Manche Geheimnisse sind eben nicht dafür gedacht, gelüftet zu werden. So wie auch das der
schwebenden Glühbirne, das Klok von Harry Blackstone geerbt hat und als einziger Magier der Welt kennt. Ein wunderbar poetischer Trick, ohne große Aufbauten und Gerätschaften.
In Momenten wie diesen zeigt Hans Klok sein gesamtes Potenzial. Die blitzartigen Teleportations-Illusionen und Entfesselungsnummern, die der Niederländer so sehr liebt und die den Titel der Show
rechtfertigen, sind ohne Zweifel spektakulär und aller Ehren wert, doch sind es in diesen Fällen zu einem Großteil die Requisiten, die den Zauber weben. Diese und perfektes Timing. Wenn Klok aber
besagte Glühbirne fliegen lässt oder mit Hilfe zweier Papp-Rollen aus einer Weinflasche ein Dutzend macht, wenn er keine Variationen zeigt sondern kleine Geschichten erzählt, offenbart sich die
wahre Zauberkunst. Zudem sorgen diese Tricks für Abwechslung inmitten des Frauen-und-Kisten-Gewusels, ebenso wie die erstklassigen Auftritte von fünf Gaststars, die den Abend abrunden. Die
Chinesin Huang Yang balanciert auf einem durchhängenden Seil (schon das eine Meisterleistung) und baut kurzerhand noch eine Leiter und ein Einrad in ihre Performance ein; Schlangenfrau Luga
verbiegt und verdreht sich in schier unmögliche Positionen, was das Publikum mit dem ein oder anderen Schreckensschrei goutiert; das ukrainische Duo Oksana und Vadim schlüpft von einem Kostüm ins
nächste; und die Hula-Hoop-Tänzerin Yulia Rasshivkkina gibt ebenfalls richtig Gas. Insgesamt ein toller Abend, der das Publikum ein ums andere Mal zum Staunen und zum Jubeln bringt. Die
Verzauberung hat letztlich doch bei allen funktioniert.
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