„Höchste Zeit“: Vier Frauen für ein Halleluja

Na, das kann ja heiter werden. Nach einer Wechseljahre- jetzt eine Hochzeits-Revue? Mit einer Handlung irgendwo zwischen „Hangover“, „Sex and the City“ und Midlife-Crisis? Klingt gewagt – und lohnt sich doch. Denn das Musical „Höchste Zeit“, das nun im Contra-Kreis-Theater als Fortsetzung des Vorjahres-Renners „Heiße Zeiten“ seine Premiere feiern konnte, überzeugt mit pfiffigem Witz, hohem Tempo und lustvollen Darstellerinnen. Langeweile? Fehlanzeige. Das Stück sorgt ganz im Gegenteil für jede Menge Spaß, auch wenn im zweiten Teil die Alters-Problematik ein wenig überhand nimmt.

Vier Frauen, eigentlich nicht mehr als flüchtige Freundinnen und so unterschiedlich wie Tag und Nacht, sind die einzigen Figuren des Stücks – mal abgesehen von Schneewittchens magischem Spiegel, der irgendwie seinen Weg in die edle Hotelsuite gefunden hat, in der sich die namenlosen Grazien treffen. Anlass ist die bevorstehende Hochzeit der „Karrierefrau“ (Iris Makris), die ihren zukünftigen Mann im Beisein der anderen kennenlernte und sich ihnen nun verpflichtet fühlt. Dumm nur, dass sie mit einem deftigen Kater und einem Filmriss, dafür aber ohne ihren Angetrauten aufwacht. Was also ist passiert? Wird die Hochzeit stattfinden? Und welche Rolle spielt Howard Carpendale (der leider zu keinem Zeitpunkt in Erscheinung tritt)?

Schauspielerisch zeigen alle vier Darstellerinnen unter der Regie von Stephan Ohm eine gute Leistung. Vor allem Barbara Köhler als zynisch-arrogante „Vornehme“ setzt ihre herrlich bissigen Kommentare (Buch: Tilmann von Blomberg) mit einer wunderbaren Leichtigkeit in Szene und offenbart zugleich eine beachtliche Charaktertiefe. Gewissermaßen als Gegenpart zu dieser hochnäsigen Abgeklärtheit sorgt Tanja Bahmani mit authentischem Charme und Selbstironie für einen ordentlichen Schuss kölsche Bodenständigkeit, während Anne Preckeler als junge Mutter, die sehnsüchtig auf einen Antrag ihres Freundes wartet, leider mitunter etwas zu bemüht wirkt. Leichte Schwächen zeigen sich dagegen bei den Songs, die in oft furchtbar platten Arrangements von Carsten Gerlitz immer wieder erklingen: Eine wilde Mischung aus Klischeebeladenen Titeln vom „Shoop Shoop Song“ über „Living Net Door To Alice“ bis hin zu „Maniac“ und „One Moment In Time“, gerne mit banalen „Ah“-Chorälen unterlegt, bei deren Intonation alle vier Damen noch ein wenig mehr zusammenwachsen müssen. Und etwas weniger knödeln. Wieder sind es Köhler und Bahmani, die herausstechen, erstere mit einer sehr gefühlvollen Interpretation von „The Rose“, letztere immer dann, wenn sie in den Rock- oder Soul-Modus wechseln darf.

Trotz der insgesamt überzeugenden Leistung der vier Damen verliert „Höchste Zeit“ irgendwann an Spannung. Die Spritzigkeit der ersten Hälfte, das Chaos, das Tempo und die Reibereien zwischen den vier Figuren nimmt zunehmend ab und wird ersetzt durch peinliche Pointen über Sex im Alter – die rosa Brautjungfern-Kleidchen und die kitschige 50er-Jahre-Choreographie bei zwei Stücken helfen da nicht wirklich weiter. Schade, aber nicht allzu schlimm. Für einen amüsanten Abend sorgt das Musical dennoch. Bis es zum Ende erwartungsgemäß zum Halleluja-Happy-End kommt. 

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