Floatiz: Chillige Hip-Hop-Schelme

Was für ein ungewöhnlicher Kontrast: Rap-Einlagen statt Moritaten, dicke Beats statt Schalmeien auf Speed. Viel ist musikalisch nicht von der ehemaligenBonner  Mittelalter-Punkband Schelmish übriggeblieben, die sich 2012 nach einer überaus erfolgreichen Karriere im Brückenforum aufgelöst hat und deren Mitglieder nun zum Teil als Hip-Hop-Formation Floatiz einen Neuanfang starten. In der Harmonie gab diese nun ihr erstes eigenes abendfüllendes Konzert und zeigte sich dabei durchaus facettenreich. Frontmann Brian, ehemals Rimsbold von Tiefentann, rappte mit Verve und wahlweise auf englisch oder deutsch über Suchmaschinen, Superhelden und Flüchtlinge, textlich mit einigen netten Ideen, aber leider auch mit einigen Belanglosigkeiten (etwa bei der Zugabe „Sonntag“).

Gast-Rapper Lookazym verstärkte diesen Eindruck durch die eigenen schwachen Auftritte noch. Andererseits zeigte sich das Septett musikalisch für alles offen, setzte mit Bass und Gitarren (eine davon bearbeitete Schelmish-Urgestein Dextro in der von ihm gewohnten Gelassenheit) gerne mal Akzente in Richtung Alternative Metal und Rapcore und mäanderte bei dem leider nur mäßig gesungenen „Stell dir vor“ tatsächlich mal an die Grenze zum Indie-Rock.

Am Umgang mit den Fans hat sich allerdings nichts geändert: Man kennt sich zum Teil schließlich schon lange, so dass während des Konzerts fast schon eine familiäre Stimmung herrschte. Praktisch bei kleinen Technikproblemen, konnte Dextro die Wartezeit doch mit einigen bissig-ironischen Kommentaren überbrücken. Und auch die Hemmschwelle zur Teilnahme an einem kleinen Wettbewerb um den flachsten Witz des Abends war dementsprechend niedrig. Das Publikum genoss die letztlich doch recht kurze Show auf jeden Fall, reckte freudig die Hände in die Höhe, wippte und tanzte auch bei der härteren Gangart freudig mit. Misslungen ist der Einstand somit nicht. Jetzt müssen Floatiz nur zeigen, dass sie am Ball bleiben werden. Und vor allem sprachlich noch besser werden können.

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