Bonn Olé: Oje, Oje und Schalala

Am Ende gab es ganz spontan Freibier für alle. Eine kleine Entschuldigung von Bonn-Olé-Organisator Markus Krampe für eine mit technischen Problemen geplagte Schlagerparty, die man sich, so wohl das Kalkül, am besten schön trank. Denn obwohl die Rahmenbedingungen in den Rheinauen am vergangenen Samstag eigentlich perfekt waren, das Wetter ein gewisses Mallorca-Feeling aufkommen ließ und die laut Veranstalter knapp 20.000 Fans einfach nur feiern wollten und nicht allzu hohe Ansprüche an das Bühnenprogramm stellten, machte der unterirdische Sound, der scheppernd aus den Boxen plärrte und mit dröhnenden Bässen vor allem in den vorderen Reihen immer wieder für schmerzverzerrte Gesichter sorgte, vieles kaputt. Trommelfelle etwa. Andererseits sind Schlager-Fans offenbar vieles gewohnt: Die meisten subsumierten den Tag unter dem Label „geil“. Es geht halt ums Prinzip, und das heißt Party. Oder, um es mit Peter Wackel zu sagen: „Scheiss drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“.

Dieser gehörte zu den großen Stimmungskanonen von Bonn Olé und brachte die Menge ebenso zum Jubeln wie DJ Ötzi, Olaf Henning oder DSDS-Gewächs Norman Langer. Andere Künstler, auf die einige Fans schon sehnsüchtig gewartet hatten, konnten dagegen nicht auftreten: Michael Wendler musste aufgrund einer Verletzung bei den Dreharbeiten zum „Dschungelcamp“ absagen, ebenso wie Matthias Reim, der nach einer Leisten-OP noch nicht wieder auf dem Damm ist und somit zum zweiten Mal in Folge Bonn Olé krankheitsbedingt ausfiel. Bitter. An seiner statt kam Tobee, der sich gleich in dreifacher Hinsicht als Glücksgriff erwies. Der 30-Jährige, der vor allem durch seine Cover-Version des Flippers-Titels „Lotusblume“ bekannt wurde, wickelte die Schlager-Fans innerhalb von Sekunden um den Finger, leistete mit der Zeile „Wir sind nur besoffene Deutsche und das ist schön“ stellvertretend für die Masse einen Offenbarungseid – und war vor allem zur Stelle, als die Stimmung zu kippen drohte.

Schon beim Auftritt des Ex-Modern-Talking-Sängers Thomas Anders kriselte es: Konnten die Tontechniker bei den sonst üblichen Solo-Künstlern mit ihren Playback-Spuren eigentlich abgesehen von den Horror-Bässen nicht viel falsch machen, überstieg eine Live-Band schlichtweg die vorhandenen Möglichkeiten. So verkamen die alten Hits wie „Cherry Cherry Lady“ zu einem unkonsumierbaren Klangbrei, der am Ende sogar mit einigen Buh-Rufen goutiert wurde. Von da an ging es abwärts: Bei Mambo-König Lou Bega dauerte es eine knappe halbe Stunde samt dreier Anläufe, bevor zumindest das Playback ordnungsgemäß funktionierte, während das Publikum ohne Information und Beschallung nicht so recht wusste, wie man jetzt weiterfeiern sollte. Die Rettung war schließlich Tobee: Aus dem Bühnengraben heraus unterhielt er spontan die Menge, bis endlich die hübschen Tänzerinnen auf der Bühne für mehr als nur zehn Sekunden die Hüften schwingen und Bega umgarnen konnten.

Dennoch leerte sich der Platz merklich, zumal die Uhr tickte. Zweieinhalb Stunden vor dem offiziellen Ende hatten die drei Headliner noch nicht gespielt, und die Technikprobleme blieben bestehen. An Heinos Band traute sich zunächst keiner heran, so dass kurzerhand – und ohne weitere Informationen an das wartende Publikum – Jürgen Drews den Vortritt erhielt, der sich zunächst kurz halten wollte und dann doch eine Zugabe nach der anderen spielte. Immer mehr erhärtete sich dadurch der Verdacht, dass Heino gar nicht mehr kommen würde, was zu einem massiven Pfeifkonzert führte. Doch er kam. Und wurde dank eines viel zu leisen Mikros von der eigenen Band massiv übertönt. Ein Desaster, zumal auf diese Weise Mickie Krause, eigentlich der Party-Garant schlechthin und absoluter Liebling der Massen, noch nicht einmal eine halbe Stunde auf der Bühne stehen durfte. Und das auch nur, weil das Ordnungsamt ihm zehn zusätzliche Minuten gewährt hatte. Die Entscheidung zum Freibier überraschte da nicht. Schöntrinken kann man sich eben alles.

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