The Slapstickers: Stagediving vom Weihnachtsmann

Da springt die Menge! „Oh Francesca“, johlt es aus hunderten Kehlen, die den „Trip to Barcelona“ der Ska-Band The Slapstickers am liebsten sofort in die Tat umsetzen würden. Ab dahin, wo (vermeintlich) die Sonne scheint. Die passende Musik dazu gibt es in der Harmonie schon mal. Bei ihrem traditionellen Weihnachtskonzert gibt die Formation aus Brühl wie gewohnt alles – bis auf den Ehering von Sänger Christian Spiecker. Der rutscht ihm im Eifer des Gefechts vom schweißnassen Finger und landet im Publikum. Großalarm. Alles andere muss jetzt erst einmal zurückstehen, bis das Schmuckstück („Mein Schatz“, zischt Spiecker augenzwinkernd) wieder an seinem rechtmäßigen Platz ist. Dann erst kann es mit der Party weitergehen.

Die Slapstickers, die 2015 ihr 20-jähriges Jubiläum feiern können, haben das Datum ihres Bonn-Konzerts mit Bedacht gewählt: An diesem Tag erscheint auch ihr achtes Album „Addicted to the Road“, das die Band natürlich mit Freuden vorstellt. Die neuen Stücke bieten das Übliche: Fetzige Ska-Melodien, ein hohes, aber tanzbares Tempo und, wie etwa bei „Won't Bring Me Down“, schnell erlernbare Refrains. Passt nahtlos ins bereits existierende Repertoire. Eigentlich schade, ein paar neue Elemente an der ein oder anderen Stelle wären vielleicht gar keine so schlechte Idee gewesen, hat man so doch den Eindruck, als treten die Slapstickers auf der Stelle. Einzig die Surfer-Ballade „High Time Sunshine“ bricht etwas aus, ist ausnahmsweise nicht auf Reggae-Pogo gebürstet – und bildet damit eine schöne Überleitung zum eigentlichen Höhepunkt des Abends.

Die Menge fordert es bereits lautstark: „Weihnachtszeit, Weihnachtszeit“, ruft es. Klar, was jetzt kommt. Der große Plastik-Weihnachtsmann auf der Bühne soll es den Wagemutigen aus dem Publikum gleichtun und zum Stagediving ansetzen (die Slapstickers selbst würden wohl auch gerne, dürfen aber aus Sicherheitsgründen nicht), während im Saal eben das getan wird, was einfach zu den Feiertagen dazu gehört: Weihnachtslieder singen. „Oh du Fröhliche“, „Maria durch ein Dornwald ging“, „Hört der Engel helle Lieder“ mit dem bekannten „Gloria in Excelsis Deo“, natürlich im typischen Slapsticker-Gewand. Weihnachts-Ska im Lamettaregen. Es ist egal, dass es seit gefühlt 20 Jahren die selben drei Zugaben sind, dass die Textzettel daher eigentlich gar nicht mehr nötig sein müssten und die Menge – wie es schon die Bonner Vorband Heldenviertel getestet hat – gesanglich äußerst begabt und sicher ist. Gehört eben alles zur Tradition. Und macht schließlich immer noch Spaß. Jetzt kann Heiligabend kommen. 

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