Reinhold Beckmann: Unverkrampft dahinplätschernder Plauderton

Ein singender Sportreporter. Darauf hat die Welt nur gewartet. Derart ironisch haben viele auf die Ankündigung reagiert, dass Reinhold Beckmann im März seine erste CD „bei allem sowieso vielleicht“ veröffentlicht hat und derzeit auf großer Tournee ist. Am vergangenen Sonntag trat er in der Harmonie Bonn auf – und auch wenn diese Kritik sich eindeutig von jenen Fünf-Sterne-Rezensionen beim Online-Händler Amazon distanzieren will, die durch ihre Konformität und übertriebene Lobhudelei unter dem peinlichen Verdacht stehen, gekauft worden zu sein, trifft eine zentrale Aussage tatsächlich zu: Beckmann sorgte für eine positive Überraschung. Denn dank einer exzellenten Band erschuf die abwechslungsreiche, unverkrampft dahinplätschernde Musik immer wieder kleine Aha-Momente.

Gleiches galt für Beckmann selbst: Der 58-Jährige zeigte sich als guter Entertainer, einer, der seine unterhaltsamen Liedchen immer wieder mit Geschichten aus seinem Leben unterfütterte und dabei erfreulich authentisch wirkte. Der Betroffenheits-Beckmann, den man aus so mancher Talkshow kennt? Musste zum Glück draußen bleiben. Stattdessen hier ein Loblied auf die Oberweite von Metzgertochter Charlotte, die bei Klein-Reinhold für die sexuelle Erweckung sorgte, dort eine fröhliche Nummer über das Wunder der Liebe in einem nicht allzu gut riechenden VW Käfer. Dazwischen ein Hypochonder-Song mit Mariachi-Klängen, eine triefende italienische Schnulze, auf die man ohne weiteres hätte verzichten können, ein Protestlied gegen Treppenliftwerbung und eine Liebeshymne mit Dosenbier. Alles nett, alles harmlos. Nichts, was weh tat (außer besagter Schnulze), dafür vieles, das die Füße unweigerlich zum Wippen brachte. Gute Lounge-Musik. Drummer Helge Zumdieck sorgte zusammen mit Bassist Thomas Biller für ein dezentes Rhythmus-Gerüst, auf dem Gitarrist Andreas Dopp (der bei „Gangster“ sogar mal richtig rocken durfte) und der mit Akkordeon, dann wieder mit Keyboards oder warmer Trompete bewaffnete Multiinstrumentalist Jan-Peter Klöpfel aufbauten. Dazu noch Beckmann mit seiner Klampfe und seiner sonoren Stimme, die er erfreulicherweise nicht in Lagen zu entführen versuchte, in denen er unweigerlich gescheitert wäre, sondern sie, von einigen Ausflügen in den Pathos abgesehen, wohldosiert einzusetzen verstand.

Sowohl als Sänger als auch als Erzähler machte Beckmann eine gute Figur. Locker plaudernd zeigte er sich bestens informiert, äußerte er sich sogar zu der Bonner Lärmdebatte: Ursprünglich, so fantasierte er, habe er ja ein Open-Air-Konzert geben wollen, jetzt müsse er eben in der Harmonie seine Art der Klangwelle gestalten. Dabei hätte die Lautstärke auch unter freiem Himmel niemandem weh getan. Egal: Der Abend wurde auch so sehr nett. Beim heimlichen Hit „Bremen“ sang und klatschte sogar der ohnehin bestens gelaunte Saal begeistert mit. Und wer weiß – vielleicht klappt es beim nächsten Mal ja mit dem Auftritt auf dem Münsterplatz. Die Unterstützung des Publikums dürfte ihm zumindest gewiss sein.

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