Pink Punk Pantheon: Streiken und Sparen auf rheinische Art

Natürlich geht’s ums Geld. Geht es doch immer. In Zeiten maroder Staaten und Städte muss überall gespart werden. Im Olymp, wo Finanzmonster Schäuble die Donnerkeile des Zeus durch Taschenlampenblitze ersetzt und auch vor der Hydra nicht halt macht (neun Köpfe für eine Schlange – manche mögen das effizient nennen, der teutonische Vollstrecker spricht dagegen von Verschwendung), in Kino und Theater, wo die Geschichten von Jesus und Ben Hur kurzerhand parallel von ein paar Reinigungsfachkräften inszeniert werden, und bei vielen weiteren Nummern des Pink Punk Pantheon.

Bonns alternative Karnevalsrevue, die einen Tag vor Silvester unter der Regie von Molly Spitta mit der Show für 2015 Premiere feierte, hat zwar erneut keine Kosten und Mühen gescheut, um ein buntes Potpourri an Sketchen und Liedern auf die Bühne zu bringen, kommt aber bei allem Unterhaltungswert und einer Länge von fast vier Stunden nicht ganz ohne Einschnitte aus. So fielen vor allem lokale Themen dem Streichdiktat zum Opfer – und in manchen Pointen die finale Konsequenz.

Schon der anfangs drohende Streik der Humorgewerkschaft fällt in sich zusammen, bleibt folgenlos, statt Änderungen zu erzielen oder als Rahmen des Programms zu fungieren. Nach wenigen Minuten ist alles wieder so, wie es immer war: Das Ensemble singt (zu viel) und spielt (zu wenig), der Vorstand kommentiert. Ersteres ist dank teils belangloser Texte nicht immer so eine gute Idee (sowohl der Ruf nach dem „Sani“ als auch das Hohelied für „Gysi“ scheinen eher dem peinlichen Gleichklang mit „Sunny“ und „Easy“ geschuldet als das Resultat eines pfiffigen Gedankens zu sein), letzteres dagegen zumindest in der ersten Hälfte, vor der unweigerlichen Druckbetankung der Vereinspräsidenten Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich), ein Genuss. Die beiden Veteranen sind so fit und bissig wie schon lange nicht mehr, kalauern, giften, persiflieren ohne Unterlass und zeigen sich dabei erstaunlich treffsicher.

Doch auch das Ensemble darf glänzen. Großartig etwa das bitterböse Casting in Lampedusa: Gut ankommen ist hier von zentraler Bedeutung, die Flucht aus der „Comfort Zone“ essentiell. Derart mitternachtsschwarze Nummern dürfte es ruhig öfters geben. Der Sketch über zwei Bankräuber, die von einem Waffenlobbyisten und einer Fond-Managerin mit sicheren Anlagen versehen werden, geht zumindest schon in die richtige Richtung, ebenso wie die herrlich skurrile „Cash for Trash“-Nummer, in der ein Multifunktionsdiktator ersteigert werden kann, was zur Basis für eine geschickte General-Abrechnung mit AfD, PKW-Maut und Kim Jong Un genutzt wird. Top. Das ist PPP in Reinstform. Auf diesem Niveau jetzt bitte noch ein Bericht aus Bonn. Sparhaushalt samt Kulturdebatte, Bogida, Lärmdiskussion, Brückenbau – zu sagen gäbe es da immer noch genug. Wäre zumindest ergiebiger gewesen als eine weitere Abrechnung mit den ach so bösen Fahrradfahrern oder ein erneutes Aufgreifen der Lewinsky-Affäre (auch wenn Norbert Alich dabei mit seiner Version von „ich war noch niemals in New York“ zumindest aus musikalischer Sicht für das Highlight des Abends sorgt).

Letztlich blinkt das Genie des PPP-Ensembles immer wieder erfreulich auf, lässt aber ein wenig die Konstanz vermissen. Gründe mag es viele geben: Das Übergewicht der Lieder im Verhältnis zu den Sketchen ist sicherlich fragwürdig (in der letzten halben Stunde wechselt das Programm nur noch zwischen Songs und Erörterungen des Präsidiums), auch die Integration der beiden neuen Mitglieder Tobias van Dieken und Hagen Range, die in ihrem ersten PPP-Jahr eine gute Leistung abliefern, ist wahrscheinlich noch nicht vollständig abgeschlossen. Für ein abwechslungsreiches, mit einigen echten Perlen dekoriertes Programm reicht es so allemal. Doch es würde mehr gehen. Viel mehr. 

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