Mike Zito & Samantha Fish: Country steht ihnen nicht

Es klingt vielleicht ein bisschen unfair und paradox, aber manchen Musikern wünscht man förmlich, dass es ihnen nicht ganz so gut geht. Dass sie den Blues haben. Und dadurch gut werden. Mike Zito und Samantha Fish gehören in diese Kategorie: Der Ex-Gitarrist der Royal Southern Brotherhood (Anfang Oktober nahm er seinen Abschied von der Band, um sich auf seine Solo-Karriere zu konzentrieren) und sein Schützling waren jetzt in der Harmonie zu Gast und zeigten sich in blendender Form – zumindest so lange sie sich den berühmt-berüchtigten Zwölftaktern widmeten. Was sie leider nicht immer taten.

Um ehrlich zu sein fiel der Ausflug in andere musikalische Gefilde bei Samantha Fish nicht ganz so sehr ins Gewicht. Nur ein halbes Dutzend Songs durfte die sexy Gitarristin zum Besten geben, bei denen sie weitgehend ihren Wurzeln treu blieb und mit krachendem Bluesrock für Stimmung sorgte. Lediglich in einer sehr weich gesungenen Ballade erinnerte sie ein wenig an Pop-Country-Sternchen Taylor Swift, bevor sie wieder eine härtere Gangart einlegte. Passte sogar, zeigte der Kontrast doch die große Bandbreite der Blondine, die schon vor den ersten Tönen versprach, dass es danach „rocky rocky“ weitergehen würde. Sprach's und legte sogar noch ein paar dreckige Schippen drauf.

Genau das hätte auch Mike Zito von Anfang an machen sollen. Stattdessen sah es zunächst so aus, als wäre der 44-Jährige bereits im Winterschlaf: Country-Nummern plätscherten nur so dahin, „I never knew a hurricane“ könnte auch im Repertoire von Schmuserocker Bryan Adams auftauchen. Müde, lustlos, ohne Impulse schleppt Zito sich von einem Stück zum nächsten, professionell zwar, aber ohne jenen besonderen Kick, den man von ihm erwarten kann. Gleiches gilt für Drummer Rob Lee: Technisch äußerst versiert lässt er doch jene Energie vermissen, die ein Stück antreibt. Wäre nicht der großartige Saxofonist Jimmy Carpenter mit auf der Bühne, der Zito immer wieder die Show stiehlt, die erste halbe Stunde hätte man abschreiben können. Bis der Chef endlich aufwacht – und, sich gewissermaßen für den ersten Teil entschuldigend, so richtig loslegt. Weg mit den weichgespülten, vom Sonnenschein gebleichten Liedern, her mit dem harten Stoff. Mit Vollgas durch den Regen. „Bad News“? Gut so. Das ist Mike Zito, wie die Fans ihn erwartet und auch verdient haben, rau, kraftvoll, mit krachenden Soli und rockendem Blues. Kein Wunder, dass es gerade die Zugaben zusammen mit der Zito wunderbar ergänzenden Samantha Fish sind, die den größten Applaus erhalten und die für die anfänglichen Schwächen mehr als entschädigen. Warum nicht gleich so?

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