Marshall & Alexander: Zwei Stimmen für ein Halleluja

Ganz traditionell ein „O du Fröhliche“ am Anfang. Nur ein paar reduzierte Gitarrenklänge, darüber zwei in Harmonie verwobene Männerstimmen. Ein klassischer, braver Einstand des Gesangsduos Marshall & Alexander, das am vergangenen Sonntag zum ersten Advent in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kreuzkirche eines ihrer beliebten Weihnachtskonzerte präsentierte. Und so wie es begann, so ging es weiter – kein Schnickschnack, keine Verzierungen, stattdessen auf das Wesentliche reduzierte, schlichte, dabei aber zum Teil fast schon zu unauffällige Klassiker, begleitet von sich ganz im Hintergrund haltenden Harmoniumklängen (Richard Whilds), virtuosen Gitarrenläufen (Klaus Jäckle) und leisen Flötentönen (Martin Schäfer). Nett. Einzeln sogar bemerkenswert.

In dieser Kumulation aber wäre, trotz der auch so entstehenden Begeisterung des Publikums, an der ein oder anderen Stelle ein bisschen stilistische Abwechslung ganz angenehm gewesen. Die Musiker hätten dies ohne weiteres vollbringen können: Marc Marshall und Jay Alexander verfügen über hervorragend geschulte Stimmen, die sie mit einer unglaublichen Differenziertheit einzusetzen wissen. Selbst in pianissimo-Stellen volltönend, mal mit dem nötigen Pathos, dann wieder zart und leicht durchforsteten sie die europäischen Weihnachtslieder, sangen deutsch, italienisch, lateinisch, französisch, englisch, einmal sogar für einen kurzen Moment russisch. Eigentlich die beste Ausgangslage. Doch bis zum ersten Aha-Moment dauerte es eine Weile, was auch an der barock anmutenden Instrumentalbegleitung lag, die sich vor allem in der ersten Konzerthälfte stärker zurückhielt als nötig und weder als Erweiterung noch Gegenpart zu den beiden Stimmen diente, sondern sie lediglich unterfütterte.

Immerhin, im späteren Verlauf des Abends trauten sich Marshall & Alexander etwas weiter aus der Harmonie-Zone heraus. Bei „Lasst und froh und munter sein“ kamen ein paar schöne parodistische Momente zum Tragen, bei „Adeste Fideles“ hatten Gitarre und Klarinette endlich mal ein paar elaboriertere Passagen, und die Soli von „Mary's Boychild“ und „Petit Papa Noel“ gehörten in gesanglicher Hinsicht zu den Höhepunkten des Konzerts. Ärgerlich dagegen der bemühte Soul-Versuch Jay Alexanders bei „Go tell it on the mountains“, bei dem natürlich gleich die gesamte Kirche reflexartig mitklatschen musste. Das passte so gar nicht, zumal unmittelbar zuvor Marc Marshall um eine Gedenkminute für die türkische Studentin Tugce Albayrak gebeten hatte. Eine schöne Geste, die aber durch den kurz darauf folgenden euphorischen Gospel-Jubel empfindliche Einbußen erlitt. Schade. Dann doch lieber die andächtigen Momente vom Anfang. 

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