„Auf dieser Bühne lebt der Pumuckel“, mutmaßt Jonathan Kluth und lacht. Möglich. Zumindest eine Erklärung für die verschiedenen kleinen Missgeschicke, die dem Singer-Songwriter beim Couchrocker-Konzert in der Harmonie widerfahren – nichts dramatisches, nichts was wirklich stört, nur mal eine gerissene Gitarrensaite, ein paar den Drummer-Händen entgleitende Sticks, ein zweimaliges Köpfen des Mikrofons. Amüsante Momente, in denen offenbar wird, das längst nicht alles perfekt läuft. Was letztlich niemanden stört. Wozu auch? Ein paar Ecken und Kanten tun der Musik immerhin ganz gut, machen sie authentisch, erden sie auch mal, was gerade bei Kluths oft vertrackten, mit allerlei Loops verzierten Kompositionen seines Debütalbums „Ophelia“ gar keine schlechte Idee ist.
Schön sind sie ja, die Stücke aus der Feder des 25-Jährigen, manchmal nur etwas zu komplex, zu vollgestopft mit Ideen, die vielleicht eine Formation wie Get Well Soon auszuarbeiten im Stande ist,
die Kluth und seinen neu gewonnenen Duo-Partner Johann Seifert aber an die Grenzen ihrer Möglichkeiten bringen. Vor allem in der ersten Hälfte des Konzerts fehlt ein dritter Mann, ein
Schlagzeuger am besten, der für einen soliden Drive sorgt und gleichzeitig den ständig rotierenden Seifert entlastet. Wenn der dann ein atmosphärisches Fundament errichten würde, könnte Kluth
sich ganz seinen Spielereien widmen, etwa dem VW-Polo-Heizlüftungsregler, den er als Percussions-Instrument verwendet. Und natürlich kann er weiter seinem starken, emotionsgeladenen, erdigen
Gitarrenspiel frönen, das nach und nach immer dominanter wird, immer klarer, immer fokussierter. Dem Konzert tut es gut: Die experimentellen, fragilen Dave-Matthews-Anklänge rücken zugunsten
eines stringenteren Spiels in den Hintergrund, das Duo kommt jetzt besser klar. So geht’s doch!
Eine ähnliche Richtung sollte vielleicht auch die ursprünglich aus Lorch am Rhein stammende Band Wyoming gehen, die im Vorprogramm von Jonathan Kluth auftrat: Ihr zerbrechlicher Dream- und
Independent Pop schwebt in der Luft wie ein Spinnennetz aus Klängen, nicht wirklich greifbar, fast schon substanzlos. Schön, aber ohne Bodenhaftung. Der androgyn wirkende Sänger David
Stieffenhofer webt in der Kopfstimme zusätzliche zarte Bande, doch erst in jenen raren Momenten, in denen er eine Oktave tiefer geht, kommt das volle Klangpotenzial zum Tragen. Und das ist
beträchtlich. Wenn ein Fundament vorhanden ist, auf dem das Trio bauen kann.
Kommentar schreiben