Horst Schroth: Textaufgaben und Rollenspiele

Faul, überbezahlt, besserwisserisch und dabei in allen relevanten Belangen inkompetent: Die Vorurteile gegenüber Lehrern sprengen jedes vernünftige Maß. Kein Wunder also, dass Lehrer Laux alias Horst Schroth sich aufregt, vor allem darüber, dass er sich überhaupt aufregen muss. Im Pantheon hat der Kabarettist nun, 20 Jahre nach seinem ersten Pädagogen-Programm, erneut eine flammende Verteidigungsrede zu Ehren der Lehrerschaft gehalten, die deutlich besser ist als ihr Ruf. Auch wenn, das gibt Laux unumwunden zu, in all den Vorwürfen gegen ihn und seine Kollegen manchmal ein kleines, aber nur ein wirklich winziges Quentchen Wahrheit steckt.

Laux ist schon eine besondere Figur: Schützend stellt er sich vor die Lehrer im Allgemeinen und zeigt dann immer wieder mit dem Finger auf die schwarzen Schafe, etwa auf das angebliche Burn-Out-Opfer, das mit 55 hinschmeißt und eine Surfschule auf den Malediven eröffnet. Er propagiert moderne Ansätze und gibt doch zugleich zu, dass er im Alter zunehmend konservativer wird. Er sagt von sich, die Schüler für voll zu nehmen, hält sie aber für so verblödet, dass er ihnen Dinge wie Schreibmaschinen oder handschriftliche Briefe erklären muss. Zu diesem Zweck hat er sich einen 18-Jährigen aus der ersten Reihe ausgeguckt, der als unfreiwilliges Opfer der Laux'schen Belehrungen herhalten muss, während es für den Kölner Apotheker ein paar Plätze weiter vor allem Lob und die eine oder andere neugierige Frage gibt. Diese Ambivalenz gibt Laux Konturen, zeigt ihn selbst als Menschen mit Fehlern, die er zum Teil auch selbst reflektiert (und zum Teil schlichtweg ignoriert). Beim Publikum kommt das an, vor allem bei den diversen Kollegien, die den Pantheon-Besuch wahlweise als Betriebsausflug oder Fortbildung verbucht haben dürften. Bei einer entsprechenden Umfrage zeigt sich, dass etwa die Hälfte der Besucher Pädagogen sind.

Seinen Kollegen, aber auch allen anderen gewährt Laux Einblick in das mehr oder weniger erfülltes Leben eines Oberstudienrats kurz vor der Pensionierung. Er erzählt von der ihm angedichteten Beziehung zu einer Schülerin vor einigen Jahren, von der neuen Rektorin, die mit Doktortitel und Aussehen bei dem männlichen Teil ihrer Untergebenen für Begeisterung und beim weiblichen für Eifersucht sorgt, von Bootcamps für überforderte Lehrer und von außer Kontrolle geratenen Rollenspielen mit seiner Klasse – letzteres die stärkste Szene des Abends. Klingt amüsant, doch „im Augenblick des Unterrichts ist der Lehrer der einsamste Mensch unter der Sonne.“ Daran kann man schon des öfteren verzweifeln. Nicht jedoch der leidenschaftliche Olaf Laux. Der kann sich nur ärgern. Und weitermachen. 

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