Michael Elsener: Die Sendung mit der Schweiz

Deutschland und die Schweiz: Zwei völlig verschiedene Kulturkreise. Sagt zumindest Michael Elsener, der das Verständnis zwischen Bundesbürgern und Eidgenossen verbessern will und beim diesjährigen Wettkampf des Prix Pantheon mit einem starken 15-Minuten-Auftritt begeisterte. Nun war der Schweizer Krauskopf mit seinem Solo-Programm „Schlaraffenland“ im Pantheon Casino – und offenbarte dabei überraschenderweise einige Schwächen. Vor allem – Vorsicht, Klischee! – dank einer gewissen Gemütlichkeit.

Elsener ist keiner, der auf ein Pointen-Dauerfeuer setzt, eher jemand, der sich Zeit nimmt. Manchmal nur leider zu viel. Vor allem zu Beginn des Programms sitzt das Timing nicht optimal, ziehen sich manche Momente wie Kaugummi, bevor der 29-Jährige sie auflöst und dann doch noch einen Gag aus dem Ärmel schüttelt. Hinzu kommt, dass es an an einer generellen Zuspitzung mangelt. Wo will Elsener hin, was will er sagen, was ist der Punkt seiner Ausführungen, die er auch mal dem Integrationsexperten Bostic oder dem gehemmten Röbi überlässt? Gibt es überhaupt einen oder besteht das Programm nur aus einer stark vom amerikanischen Stand-Up beeinflussten, aber nicht einer klaren Linie folgenden Aneinanderreihung von Klischees, die mal mehr mal weniger bissig durch den Kakao gezogen werden? Die Schweiz als elitäre Banken-Enklave und Deutschland als übergroßer Penny-Markt? Ein bisschen wenig, oder?

Dabei hat Elsener, auch so viel wird schnell klar, durchaus den scharfen Witz eines Satirikers, auch wenn er diesen oft versteckt. Immerhin gilt er ja eigentlich ein ganz lieber, war schon beim Krippenspiel das Schäflein, auch wenn er selbst lieber den Herodes gegeben hätte. So gibt er denn auch in Bonn an einigen Momenten den Verlockungen der dunklen Seite nach, sinniert mit einer ordentlichen Dosis schwarzen Humors über Börsianer, die tagsüber Tonnen von amerikanischem Genmais gegen nigerianisches Rohöl tauschen und abends mit dem Elektroauto zum Urban Gardening fahren, erklärt mit Hilfe der von ihm häufig genutzten Sendung mit der Maus Bankgeheimnis und Sterbehilfe (letztere sei in Deutschland verboten, weil man es vor 75 Jahren damit etwas übertrieben habe – Autsch!) und lässt seinen Großvater über den teutonischen Zustrom in die Schweiz lästern, diesen jahrzehntelangen Blitzkrieg, der mit Möbelwagen statt mit Panzern geführt wird. Auch das sind Klischees. Aber immerhin unterhaltsame.

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