Musik mit jeder Menge Bullenstärken, getragen von einer knackig aufspielenden Band und zwei ausgewiesenen Rampensäuen: Das Konzert von The BossHoss war das Highlight der diesjährigen KunstRasen-Saison. Auch wenn die Veranstaltung mit 3500 Besuchern durchaus noch Luft nach oben gehabt hätte, war die Stimmung famos, der Sound gut, die Show sehens- und die bereits drei Vorbands (die Bonner Foggy Mountan Rockers, die österreichische Rock-Gruppe Kaiser Franz Josef und das Londoner Bluesrock-Duo The Graveltones) hörenswert. Das Basis-Septett um Alec „Boss Burns“ Völkel und Sascha „Hoss Power“ Vollmer gab von der ersten Sekunde an Vollgas, war nach zehn tickenden Zeigerbewegungen auf 180 – und drehte dann erst so richtig auf. Yee-haw! Mit Bullpower (so ein Titel von The BossHoss) statt mit Pferdestärken geht so etwas. Und dank krachender Gitarren sowie dem fetten Sound der Tijuana-Wonderbrass-Sektion.
Abgesehen von den unnötigen permanenten Western-Slang-Ansagen, die doch ziemlich gekünstelt wirkten und sich ebenso wie die leider als essentieller Bühnenbestandteil angesehene Yo-Baby-Attitüde
von Boss und Hoss schnell abnutzte, zeigte sich die nach eigenen Angaben von Gott geliebte Band kurz vor Ende der „Flames of Fame“-Tour in Topform. Country, Blues und Rock wechselten sich zu
zugegebenermaßen manchmal etwas belanglosen, dafür aber gut mitsingbaren Texten ab, die der erdige Boss-Bass und der etwas weichere Hoss-Bariton in die Menge schmetterten. Natürlich war „Don't
gimme that“ dabei, einem Hit, bei dem automatisch die Arme wippten und der Refrain begeistert aus tausenden Kehlen erschallt – aber auch das funkig-coole „Do it“, eine Cover-Version von „I say a
little prayer“ oder das Midtempo-Stück „Personal Song“ standen auf dem Programm. Bei „Shake & Shout“ gab es sogar nachbarschaftliche Grüße an den Beschwerdeführer von der Beueler Seite, der
sich schon mehrfach über die Lautstärke der Konzerte echauffiert hat. Für The BossHoss nicht akzeptabel. Also machten sie Front. Auf ihre Weise.
Auch mit anderen Aktionen zogen die Cowboys das Publikum restlos auf ihre Seite. Alec, der sich irgendwann seiner Jeansweste und seines Shirts entledigt hatte und mit nacktem Oberkörper die
Hüften kreisen ließ, nahm irgendwann ein Bad in beziehungsweise auf der Menge: Eine Runde Stage Diving zum Abkühlen, bitte. Dann wieder tanzten die Mariachi-Bläser, die sich auch mal
Luchador-Masken aufsetzen, um bei „Hell Yeah“ den grinsenden Totenköpfen auf den Digitalwänden Paroli bieten zu können, in bester Blues-Brothers-Begleitband-Manier. Und als dann zum Ende des
Konzerts, nach gut 90 kraftstrotzenden Minuten, Drummer Ansgar „Frank Doe“ Freyberg einige Ladies aus dem Publikum für „Word up“ auf die Bühne bat, ging die Party unaufhaltsam ihrem Höhepunkt
entgegen. Noch einmal ausgelassen tanzen – eine Dame räkelte sich gar genüsslich in den Armen von Gitarrist Stefan „Russ T. Rocket“ Buehler – und dann, auch wenn Fans und wohl auch Band gerne
noch weitergemacht hätten, ab nach Hause. Auch wenn The BossHoss vorher noch zwei Zwischenstopps einlegen und Konzerte spielen müssen. Erst im Anschluss geht es für Sascha und Alec nach
Nashville. Klar. Wohin auch sonst? Ausspannen und frisches Material für die nächste Cowboy-Platte sammeln. Vielleicht kommen sie ja dann im kommenden Jahr mit neuen Songs wieder. Dann röhrt der
elektrische Bulle wieder auf – und die Party kann ein weiteres Mal beginnen.
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Alex (Samstag, 26 Januar 2019 21:05)
Wenn man englisch singt sollte auch die Aussprache stimmen. Leider ist dies bei Boss Hoss garnicht der Fall. Übertriebene Anstrengungen einen amerikanischen Dialekt zu imitieren scheitert seit Jahren kläglich. Ein Dialog mit Amerikanern würde das sofort aufdecken. Ich weiß von was ich rede. Bin Amerikaner.