Sechs Stimmen in perfekter Harmonie – mehr braucht es nicht, um die Straßenbahnhalle in Dransdorf bis auf den letzten Platz zu füllen. Zumal wenn diese Organe eine der besten a-cappella-Formationen der Welt bilden. Diese Position wurde nun eindrucksvoll unterstrichen: Wenn Rajaton ihre Traditionals oder die Werke ihrer Hauskomponistin Mia Makaroff sangen, kam unweigerlich die Gänsehaut, wurde der Moment magisch und unvergesslich. So kann denn auch das Konzert des Sextetts ohne weiteres als eines der Highlights des diesjährigen Beethovenfests bezeichnet werden, selbst wenn die Programmgestaltung zumindest in der ersten Hälfte nur einen Bruchteil dessen abdeckt, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Erst die Cover-Versionen, dann die Originale, so lautete der Plan von Rajaton, die diesmal ohne ihren Stamm-Tenor Hannu Lepola nach Bonn gekommen waren, in Jukka Nylund aber einen würdigen Ersatz
gefunden hatten. Ob diese Trennung so eine gute Idee war, sei dahingestellt: Schade war es auf jeden Fall, dass die Finnen nicht die Gelegenheit wahrnahmen und die gesamte Bandbreite ihres
Könnens unter Beweis stellten. Drei Songs der Beatles, zweimal Abba, zweimal Queen – ein bisschen weniger Einschränkung wäre ganz nett gewesen. Ja, die Arrangements waren exzellent, die
Darbietungen noch besser, aber hätte nicht gerade die Formation, die ohnehin alles singen kann, ein paar ausgefallenere Künstler wählen können? Immerhin, mit Gilbert Bécauds „Et maintenant“ (mit
fast schon parodistisch übertriebenem Schnarren in der der Lead-Stimme) und dem „Anchor Song“ von Björk hatten Rajaton zumindest zwei echte Schätze dabei.
Umso stärker zeigte sich der zweite Teil des Abends. Zwar gab es mehr als nur die versprochenen Originale (unter anderem boten Rajaton das ESC-Lied „La dolce vita“ von Anneli Saaristo dar), die
Eigenkompositionen waren jedoch durchweg Meisterleistungen. Traditionals wie „Pakkanen“ oder das atemberaubende „Kaipaava“ könnten schöner nicht sein und wurden lediglich von Makaroffs „The
Lament of my heart“ übertroffen, bei dem alle Stimmen (von den strahlenden Sopranistinnen Essi Wuorela und Virpi Moskari über die herrlich dynamische Altistin Soila Sariola, den Tenor Jukka
Nylund und den Bariton Ahti Paunu bis hin zum grandios sonoren Bass Jussi Chydenius) zur Geltung kamen. Als dann bei der Zugabe noch „Butterfly“ erklang, war der Zauber perfekt. Genau das hatte
man im Vorfeld von Rajaton erwartet. Finnisches Stimmgold mit 24 Karat.
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