Iiro Rantala: Soli mit Vorwarnung

Immer wieder stellen Jazzfans ihm eine Frage: Was von dem, was Iiro Rantala auf dem Klavier zaubert, ist komponiert und was improvisiert? Dahinter steht unausgesprochen der Wunsch nach einer Differenzierung zwischen klassisch geprägten Ausarbeitungen und freien Umspielungen, die Suche nach dem Kern des Jazz, die für Rantala auf diese Weise eigentlich überhaupt nicht geführt werden dürfte. Bei dem Konzert, das der Finne nun im Rahmen des Beethovenfests in der Harmonie gab, spielte das dementsprechend keine Rolle: Komposition oder Improvisation, beides ist gleich gut, virtuos und wahrhaft magisch in seiner Eleganz.

Und doch lässt es sich Rantala nicht nehmen, zumindest beim ersten Stück des Abends eine Antwort zu geben. Ein Handzeichen läutet das Solo ein. Eine Geste, die im weiteren Verlauf zunehmend an Relevanz verliert, ehrlich gesagt auch keinen mehr interessiert. Hauptsache, der Mann spielt. Und nimmt das Publikum mit auf seiner Abenteuerreise durch seine ganz spezielle Welt der Musik.

Unterstützung erhält Rantala durch zwei herausragende, ihm ebenbürtige Co-Musiker. Drummer Morten Lund agiert mit sichtlicher Spielfreude als Motor des Trios, während Dieter Ilg mit seinem viel gerühmten erzählenden Stil als Schmiermittel fungiert, sich aber auch immer wieder in (unangekündigten) Soli austobt. Dazu dann der lyrisch-expressive Rantala, der sich zwischen Abschiedsliedern („Goodbye“), von Autor Jonathan Franzen inspirierten Songs („Freedom“), grandiosen Seelenstücken für seine beiden Söhne (der harmlos-verspielte two-chord-Titel „Bruno“ und das brillant  vorwärtsdrängende „Topi“) und legendären Hendrix-Performances („Little Wing“ mit Dieter Ilg als Saitenzauberer in Höchstform) mühelos hin- und herbewegt. Ob er dabei noch Handzeichen gibt oder nicht – egal! Der Spaß allein zählt. Genau den haben sowohl die Musiker als auch das Publikum, das sich nach etwa zwei Stunden mit tosendem Applaus bedankt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0