Bonn Jazz Orchester: Ein „fast“ perfekter Auftakt

Ab der dritten Wiederholung darf man im Rheinland ja bekanntermaßen von Tradition sprechen. Jetzt hat sich die erfolgreiche Reihe Jazz in Concert im Pantheon Casino dieses Label aneignen können: Am vergangenen Sonntag startete das Bonn Jazz Orchester mit einem umjubelten Konzert in die neue Staffel der erfolgreichen Veranstaltungsreihe. Wie gewohnt bis auf den letzten Platz ausverkauft (selbst Stehplätze waren Mangelware), wie gewohnt mit Musik auf höchstem Niveau. Und das, obwohl die Formation aufgrund anderweitiger Verpflichtungen einiger Stammmusiker gleich mit vier Gästen aufwartete.

Christian Mehler und Matthias Schwengler sorgten für Trompeten-Unterstützung, Jannin Trumann füllte die Reihen der Posaunisten auf, und Heiner Wiberny brachte die gewohnte Saxofon-Reihung durcheinander.

Es spricht für die Qualität aller Beteiligten, dass diese doch massive Umbesetzung reibungslos funktionierte. Mehr noch: Mit exzellenter Solosprache setzten vor allem der WDR-Bigband-Veteran Wiberny und der 22-jährige Newcomer Mehler Akzente, führten in einem Stück von Dizzy Gillespie gar einen fantastischen Dialog auf Augenhöhe, der von Band und Publikum begeistert angenommen wurde. Dazu volle Bläserklänge der gesamten Formation, die etwa in dem Standard „Just Friends“ dank einer Pause der Rhythmusgruppe besonders deutlich zur Geltung kamen. Schön auch das ausdifferenzierte Spiel bei „Silver Lion“ oder der wuchtige Opener „Woodrow“. Selbst Thelonius Monks beinahe triefende Ballade „Ruby my dear“ kam hervorragend zur Geltung. Besser geht’s kaum.

Dabei hatte „Jazz in Concert“-Organisator Thomas Kimmerle, der beim BoJazzO Saxofon spielt, vor dem Auftritt noch den Ball flach gehalten: „Ich habe noch kein Konzert erlebt, das wirklich perfekt lief“, hatte er mit einem Augenzwinkern gesagt. Möglich. Im Casino waren sie aber verdammt nahe dran. Ausdifferenziert, kräftig, präzise – es passte einfach alles. Bandleiter Oliver Pospiech zeigte sich denn auch sehr zufrieden und lobte ausdrücklich die Leistungen der jüngeren Ersatz-Musiker. Zu recht. Auch das Publikum war euphorisch. Bleibt zu hoffen, dass dies auch für die gesamte Reihe gilt. Kimmerle machte auf jeden Fall noch einmal kräftig Werbung für die kommenden Veranstaltungen. „Vertrauen Sie meinem Geschmack“, bat er. Sollte kein Problem sein, klingt das Programm doch äußerst reizvoll: Am 15. September ist das junge Oliver Lutz Quartett zu Gast, am 6. Oktober kommt es zu einem Trumpet Summit mit Klaus Osterloh, am 27. Oktober spielt das Martin Sasse Trio mit Scott Hamilton, am 10. November verzaubert Sängerin Eva Mayerhofer, und am 15. Dezember tritt das mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis 2014 gekürte Valk-Sternal Duo auf. 

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