Popcamp: Meisterkurs für Band-Talente

achwuchsförderung, Stufe 2: Nachdem zuletzt das Musiknetzwerk, das den Wettbewerb Toys2Masters ausrichtet, einigen Bands Auftritte bei den Stadtgartenkonzerten ermöglicht hatte, standen an diesem Wochenende ehemalige Teilnehmer des Popcamps auf der Bühne am Alten Zoll. Dieser vom Deutschen Musikrat ausgerichtete „Meisterkurs für Populäre Musik“, zu dessen Gewächsen unter anderem Jupiter Jones zählen, unterstützt talentierte Formationen und Einzelkünstler bei ihrem Weg in die Professionalität, bietet unter anderem Coachings – und eben essentielle Live-Erfahrung. Die Bands konnten nun in Bonn unter Beweis stellen, was sie seit ihrer Popcamp-Teilnahme vor einem beziehungsweise vor zwei Jahren haben umsetzen können. Also her mit den Rampensäuen.

Doch gerade letztere fehlte bei den Munitors, die am Freitag als erste das Publikum für sich gewinnen mussten. Mit ihrem komplexen Indie-Rock legte das Quartett aus Frankfurt zwar in kompositorischer Hinsicht die Messlatte von Anfang an auf ein hohes Niveau, hatte es aber schwer, die erst nach und nach wachsende Zuhörerschaft wirklich in ihren Bann zu ziehen. Eigentlich schade, denn musikalisch sind die Munitors auf einem guten Weg: Kunstvoll geformte Riffs abseits der üblichen Mainstream-Kultur, ein treibendes Schlagzeug, gute Ideen, kreative Arrangements – das alles passte. Sänger Julien Mauska blieb allerdings etwas blass, seine verträumte Stimme, die auf Studioaufnahmen bestens zur Geltung kommt, wirkte an manchen Stellen etwas zu wehleidig und verschüchtert. Mehr Führung, mehr Souveränität hätte hier gut getan. Einfacher hatte es da die nachfolgende Band Aufbau West: Dank eingängigerer Songs, einem erfahrenen Frontmann, der bei früheren Auftritten an der Seite von Jennifer Weist eine gute Figur gemacht hat, sowie dem späteren und damit besseren Konzerttermin hatten die Vier alle Trümpfe in ihrer Hand. Und schafften es, den Platz zu später Stunde zu rocken. Geht doch.

Am Samstag stand dann nur ein Konzert mit Popcamp-Beteiligung an. Bevor das ebenfalls vom Deutschen Musikrat geförderte Bundesjazzorchester, ein Garant für meisterhaften Bigband-Sound und selbst ein ideales Förderungsinstrument für junge Talente (Till Brönner spielte hier ebenso wie Laia Genc oder Michael Wollny) so richtig Gas gab, sorgte Anne Haight als perfektes Gegengewicht für ein wenig Ruhe vom Alltag. Die bezaubernde Berlinerin mit der samtigen Stimme brauchte nicht viel, nur ein Mikro und eine Gitarre – mit den Aufbauten des BuJazzO im Hintergrund sah sie auf den ersten Blick etwas verloren aus. Ein Irrtum: Die ersten Töne erklangen, schon war alles andere ausgeblendet. Tolles Songwriting einer charismatischen und vor allem immer natürlich wirkenden jungen Frau, die kein Problem damit hatte, ein Lied vorzuziehen, weil es ihr gerade nicht mehr aus dem Kopf ging, über sich selbst lachte und dabei so unverkrampft agierte, dass sich das Kommen zu den Stadtgartenkonzerten schon alleine deshalb gelohnt hat.

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