„WaterRedSky“: Der Puls zweier Leben

Bumm. Bumm. Bumm. Bumm. Ein dumpfer Puls, irgendwo zwischen Echolot und Herzschlag verordnet, verstörend und doch wenigstens einigermaßen verlässlich, bietet die einzige Konstante der Tanzperformance „WaterRedSky“, die jetzt im Rahmen des Flow-Dance-Festivals im „Theater im Ballsaal“ uraufgeführt worden ist. Dominiert von einer ab und zu in akustische Quälerei ausartenden Geräuschkulisse versuchen die beiden Tänzerinnen und Choreographinnen Nathalie Larquet und Liat Waysbort darin, die Architektur ihres eigenen Lebensweges in Bewegungen zu pressen und intime Geschichten zu erzählen. Die aber nur schwer verständlich sind, da die Kölnerin und die Israelitin sich einer Körpersprache bedienen, die beinahe ebenso fremdartig erscheint wie die Noise-Tonkunst im Hintergrund.

Es ist ein hektischer, getriebener Tanz, an manchen Stellen gar mechanisch anmutend. Ruhepunkte oder Entspannung sind zumindest für die Zuschauer so gut wie nicht vorhanden, zu sehr drängt dieser penetrante Puls nach vorne, gegen den Larquet und Waysbort auf ihre Weise angehen. Androgyn wirken die beiden, dank schwarzer Klebestreifen, die in ihren Gesichtern an Bärte erinnern und auf den nackten durchtrainierten Oberkörpern die Brüste plätten. Hart, kantig ist die Szenerie, einzig ein weißer Fellteppich bringt einen Hauch von Weichheit auf die kahle Bühne. Wo andere auf fließende Bewegungen setzen, auf beinahe schon übertriebene Eleganz, herrscht in „WaterRedSky“ künstliche Strenge, nehmen die metaphorischen Wellen – passend zur Klanguntermalung – ein Sägezahnmuster an.

Doch was ist die Botschaft, der Sinn der Performance? Wo sind die Räume voller Liebe, die laut Programmheft aufgeschlossen werden sollen, wo die Zuflucht, das Geborgene? Auf klanglicher Ebene gibt es dafür keine Basis, fehlt es doch an Harmonie und Melodie – und auch die Körpersprache bringt diese Elemente nicht zum Ausdruck. Selbst wenn beide Tänzerinnen gemeinsam auf der Bühne stehen, agieren sie für sich, treten erst in den letzten Minuten, begleitet von einem brutalen Crescendo, in eine Art vorsichtigen Dialog ein, stehen zuvor alleine und verloren, ent- und verfremdet. Leere Hüllen sollen ihre Körper sein, doch gefüllt werden sie in „WaterRedSky“ leider nicht. Und wenn doch, dann höchstens von dem monotonen Puls, der für zwei Leben reichen könnte und der doch noch nicht einmal eines zu schaffen vermag. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0