Prix Pantheon Gala: Lobeshymnen trotz Technikproblemen

Irgendwann musste ja auch mal eine Frau öffentlich als „reif und bekloppt“ geoutet werden, selbst wenn es etwas länger gedauert hat: Der Ehrenpreis des renommierten Prix Pantheon ist bei der diesjährigen Gala im ausverkauften Brückenforum Beuel an die Schauspielerin Maren Kroymann gegangen. Die 64-Jährige, die als von 1993 bis 1997 in der ARD eine eigene Satire-Sendung hatte (auch hier war sie Vorreiterin), nahm die Auszeichnung aus den Händen ihrer guten Freundin und Laudatorin Elke Heidenreich entgegen und steht nun neben Kabarett-Legenden wie Robert Gernhardt, Dieter Hildebrandt oder Georg Schramm, Menschen also, die sich Zeit ihres Lebens um die hohe Kunst der Komik bemüht haben.

Den Online-Preis „Geklickt und Gevotet“ konnte sich der Puppenspieler und Bauchredner Benjamin Tomkins sichern; auch die seit Ende April feststehenden Gewinner des Publikums- (Özcan Cosar) und des Jury-Preises (Simon & Jan) wurden noch einmal gefeiert.

Gerade Kroymanns Ehrung irritiert allerdings ein wenig: Während ihre schauspielerische Klasse ebenso wenig in Frage steht wie ihre Gesangskunst oder ihr unermüdlicher Kampf für die Rechte der Frau, ist sie im kabarettistischen Bereich seit nunmehr 17 Jahren recht still geworden. Im Gegensatz zu Gerburg Jahnke, Sissi Perlinger, Nessi Tausendschön oder Lisa Fitz, die alle immerhin mehr oder weniger regelmäßig auf Kleinkunstbühnen wie etwa dem Pantheon zu sehen sind, bleibt Kroymann diesen weitgehend fern, von ihren umjubelten 60er-Jahre-Konzerten, in denen sie der Musik ihrer Jugend und vor allem ihrem Idol Dusty Springfield huldigt, einmal abgesehen. „Singen ist etwas, was ich richtig gut kann“, sagt sie denn auch in ihrer spritzigen Dankesrede beim Prix Pantheon. Stimmt, wie sie auch eindrucksvoll unter Beweis stellt. Aber reicht dieses Talent zusammen mit längst vergangenen Taten für besagten Kabarett-Ehrenpreis?

Immerhin zeigt die Gala ansonsten eindrucksvoll, was Deutschland an kabarettistischer und komödiantischer Qualität zu bieten hat. Volker Pispers darf – oder muss, weil die Botschaft offenbar immer noch nicht angekommen ist – mal wieder die Unterscheidung zwischen dem guten Westen und dem bösen Osten auseinandernehmen und Systemkritik üben, Piet Klocke fordert die ihren Lebensunmut herausgurrenden Tauben zum Suizid auf, Tobias Mann stimmt einen schmalzigen musikalischen Bauschaumerguss über Motorheckenscheren gleich zweimal an, Gernot Hassknecht regt sich schon aus Prinzip auf („Jeder Tag ohne cholerischen Ausraster ist ein verlorener Tag“) und Torsten Sträter bedankt sich ein Jahr nach dem Gewinn des Prix Pantheon zum zweiten Mal beim Publikum, was ihm dank seiner sonoren Stimme und des trockenen Witzes gerne verziehen wird.

Besonderes Lob gebührt übrigens Moderator Sebastian Pufpaff, der bei dem permanenten Umschiffen der technischen Pannen zur Höchstform aufläuft. Erst setzt ein defektes Kabel die beiden Jurypreis-Gewinner Simon & Jan für gut 20 Minuten außer Gefecht, was Pufpaff mit Happy-Birthday-Ständchen für letzteren und diversen Interviews kontert und so von der Nervosität des Liedermacher-Duos ablenkt (bei weiteren Verzögerungen wäre das von Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen angebotene Schrittmacherkabel sicherlich dankend angenommen worden), kurz darauf zickt das Mikrofon von Benjamin Tomkins unmittelbar vor seiner literatur- und rabentheoretischen Analyse von „Hoppe hoppe Reiter“. Durch diese und weitere Pannen dehnt sich die Veranstaltung auf drei Stunden aus – ohne Pause und ohne Getränke. Bitter für eine künstlerisch exzellenten Gala. Immerhin: Der Abschlussapplaus war ohrenbetäubend. 

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